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Kurz nach 5 Uhr auf. Schnell die zwei noch übrig gebliebenen "kleinur" als Frühstück verdrückt und
zusammengepackt. Mit einem Taxi zum Stadtflughafen. Beim Checkin zum Flug nach Egilstađir treffe ich Sam und
Roman. Sam kommt aus den USA und ist Gleitschirmlehrer. Diesen Sommer arbeitet er mal wieder in Island
und bildet die einheimischen Piloten aus.
Roman stammt aus Kitzbühl. Er musste das Fliegen aufgeben. Seit seinem schweren Gleitschirmunfall in Utah
braucht er zwei Stöcke als Gehhilfe. Denke zurück an meine eigene Flugkarriere. Nette Burschen, die beiden.
Der Abflug der Fokker 50 verzögert sich.
Mehrfach werden die Passagiere nachgezählt und schließlich werden wir sogar namentlich auf der Passagierliste
abgehakt. Was für einen Knopf haben die da wohl reingebracht? Ablug mit 30 Minuten Verspätung. Ich sitze
links am Fenster. Heute hängt eine ziemlich dichte Wolkendecke über Südisland. Habe kurz Blick auf den
Hagavatn, Teile des Hofsjökukll und die Askja sowie den Herđubreiđ. Der Brúarjökull, dem mein Interesse
gilt, wäre auf der rechte Seite. In Egilsstađir bin ich mit Philip Vogler verabredet, der schon auf mich
wartet. Er ist Reiseleiter
und führt heute einen amerikanischen Gast. Ich konnte mich ihnen für den Vormittag anschließen. Somit
komme ohne viel Umstände zum Südende des Sees Lagarfljót. Die
Verspätung ist natürlich dumm. Endlich erscheint auch mein Rucksack auf dem kurzen Gepäckband und wir
können endlich aufbrechen.
Hengifoss
Basalt Fall
Um 15:00 Uhr trenne ich mich kurz vor Valțjófstađur von Philip und William, schultere meinen Rucksack
und beginne meine Wanderung.
Die ersten Kilometer ist die Straße noch geteert, aber dann kommt ein Schild "Lokađ Vinnusvæđi" -
"Gesperrt Baustelle". Die Vorarbeiten für den großen Kraftwerksbau haben begonnen. Erst mal sind hier nur
zwei Bagger am arbeiten und planieren eine Platform in den Hang. Ich komme, wie am ersten Tag üblich,
nur schwer in die Gänge. Die neuen Stiefel sind noch nicht so bequem eingelaufen und die Moral wird
wikungsvoll durch einen vollgefressenen Bauch untergraben. Auch der Himmel hat sich zugezogen. Trotz dem
frischen Rückenwind gehe ich noch im T-Shirt. Um 18:00 Uhr erreiche ich die Brücke über die
Jökulsá í Fljótsdal. Vom westlichen Talhang kommt mit vielen kleinen Wasserfällen ein Bach herunter.
Hier bleibe ich! Einen ebenen Platz für das Zelt gesucht, aufgebaut und prompt eingeschlafen. Nach
dem einfachen Abendessen den Bach hinauf und unter einem Wasserfall geduscht. Das Wasser war für
isländische Verhältnisse ungewöhlich warm. Die vorangegangenen Sonnentage haben die Hochlandbäche wohl
etwas aufgewärmt. Zurück zum Zelt und dort im Schlafsack liegend an den Aufzeichnungen. Müde - habe noch
immer Schlafdefizit.
An der Olís Station tankt Philip den Geländewagen auf und ich kaufe noch zwei Gaskartuschen. Genieße nun das
gemütliche Reisen mit einem "individuellen Führer". Philip weiß natürlich jede Menge Geschichten und stellt
an den Orten. an denen wir vorbeikommen die Verbindung zu den entsprechenden Sagas her. William,
der amerikanische Gast
ist ein guter Sagakenner und weiß das zu schätzen. Die Fahrt am Westufer des Lagarfljót entlang
wird durch einen Spaziergang bei Ás und durch eine zweistündigen Wanderung zum Hengifoss unterbrochen.
Neben der
schieren Höhe des Waserfalls beeindrucken die schönen Basaltformationen der Wasserfälle unterhalb des
Hauptfalls. Den Abstieg wählen wir auf der Nordseite der Schlucht und haben somit auch den Blick von
der amderen Seite auf die Wasserfälle. Wir haben Glück und können auch zwei Falken beobachten.
In Skriđuklaustur nehmen wir ein etwas verspätetes Mittagesen ein. Das für Island ungewöhnliche Gebäude hat
sich der Schriftsteller Gunnar Gunnarsson 1939 von einem deutschen Architekten entwerfen lassen. Das Ergebnis
ist eine etwas monumentale Mischung aus "Berghof" und Grassodendach. Irgewndwie paßt das Haus nicht
nach Island. Nun gehört es dem isländischen Staat und dient als
Museum und Wohnort für Stipendiaten. Hatte schon von diesem Gebäude gehört, war mir aber nicht bewußt, daß
wir hier vorbeikommen würden. Gunnar Gunnarssons problematische Nähe zu den Nazis, die ihn hofierten
und was er sich wohl gerne gefallen ließ, wird hier übergangen. Im Informationsblatt und bei der
Führung durch
Skriđuklaustur wird betont, daß Gunnar Gunnarsson in Deutschland zeitweise der auflagenstärkste Autor nach
Goethe gewesen sein soll. Nun ja, die meisten bedeutenden zeitgenössischen Autoren wie etwa
Thomas Mann waren ja quasi verboten. Das Essen vom Buffet war gut. Die Gemäldeausstellung "Bilder
von Ostisland" mit einem herausragendem Bild von Kjarval war ebenfalls bemerkenswert.
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