|
|
---|
Bis 6:30 Uhr geschlafen. Das Wetter ist trocken aber tiefe und dunkle Wolken ziehen nördlich am
Snæfell vorbei.
Die Hütte liegt wie gestern genau im Lee des Berges und so sieht es hier etwas freundlicher aus. Auch im
Süden sind die Wolken sehr tief und kappen jeden Hügel, der mehr als 100 m über das Hochland aufragt.
Egal, heute genügt mir brauchbares Wetter für die 18 km bis zum Gletscherrand.
Aufbruch um 8:00 Uhr. An der ersten Furt holt mich der Bus von Tanni Travel mit der Wanderergruppe
von "Ultima Thule" die ich auch beim Aufstieg zum Snæfell getroffen habe ein. Sie winken mir zu und der
Bus setzt noch einmal durch den Bach zurück und ich werde übergestezt. Sie wollen heute über den
Eyjabakkajökull zur Geldingafell Hütte gehen
und haben heute die größere Aufgabe vor sich. Fröhliches, vielstimmiges "Have a good trip - and good luck!"
zum Abschied.
Komme heute gut voran. Bin ausgeruht und eingelaufen - die Stiefel wohl jetzt ebenfalls. Nach zwei Stunden
Gehzeit ein erste Pause auf einem Sitzstein. Das isländische Paar von gestern Abend kommt mit seinem Jeep
vorbei und hält an. Sie steigen aus und wir quatschen noch ein wenig. Dann weiter den ziemlich steilen Anstieg
zum Bjálfafell hinauf. Mit zunehmender Höhe tauche ich in Nebel und Nieselregen ein. Ein frischer Wind aus
Südost bläst mir ins Gesicht. Anorak und Regenhose sind nun angesagt. Dann etwas flacher hinunter in das Tal
nördlich des Höhenzuges Háalda. Die Isländer kommen mir wieder entgegen und diesesmal schießen wir
"Erinnerungsphotos" - wirklich nett die beiden. Sie erzählen mir, daß sie hinter dem nächsten Rücken, in
einiger Entfernung Rentiere gesehen hätten.
am Gletscherrand
Eine gute Stunde Nachmittagsschlaf. Habe gelesen, die Aufzeichnungen weitergeführt und mir dann
ein Chili con Carne gekocht. Inzwischen regnet es richtig kräftig. Das möchte ich nicht auf dem
Gletscher erleben. Dort versickert nichts. Solange das Wasser nicht in einer Spalte verschwinden kann
schießt über das Eis hinunter wie auf einem Blechdach. Abwarten was der nächste Morgen bringt.
Nach kurzer Wetterbesserung regnet es wieder leicht. Die Piste führt tatsächlich bis zum Gletscher. Auf
allen Karten endet sie schon ein gutes Stück weiter nördlich. Über zwei weitere Höhenrücken komme ich in die
Endmoränen. Jetzt gilt es einen Zeltplatz zu finden. Nicht ganz einfach in diesem Moränenschutt, aber
in einigen Vertiefungen gibt es am Rande kleiner Seelein moosigen Untergrund. Finde einen leidlich
flachen Platz. Als ich die Heringe mit dem Absatz durch das Moos in den Kies drücke, habe ich sie
damit gleich unter Wasser gesetzt. Schwer zu schätzen, wie weit es noch zum Gletscherrand ist.
Zwei- oder Fünfhundert Meter oder ein Kilometer? Das Phänomen kenne ich. Der Gletscher liegt da wie der
schmutzig, graue Rücken eines an einen kiesigen Strand geworfenen weißen Wals. Ich bin die Ameise
deren Horizont er verdeckt.
Zurück zu Inhalt
nächster Tag