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4. Tag, Fljótsdal - Laugafell

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Copyright © 2003 Dieter Graser

Sonntag, 20. Juli 2003


In der Nacht hat es geregnet. Zelt und Wiese sind nass. Es ist 7:00 Uhr - ich hatte keinen Wecker gestellt. Es stehen ja "nur" etwa 15 km auf dem Programm. Aufbruch kurz nach 9:00 Uhr. Die Wolken hängen auf 2/3 der Hanghöhe und halten den Deckel auf das Tal - typisch Island.

Fljótsdal
Vorbei am Hof Egilsstašir und nach Kleif. Hier endet die Schotterstraße, aber ein Traktorweg führt noch weiter über mehrere Heuwiesen talaufwärts. Die Wiesen sind naß. Dicke Tropfen hängen an den Halmen. Das ist wie durch Wasser waten. Kurze Pause an der grasüberwachsenen Ruine des Torfgehöfts Ófęrusel. Wenig später läßt der Weg die letzte Heuwiese hinter sich und führt in das Birkendickicht des Kleifasskogur. Ich bin neugierig wo der Weg mich wohl hinführt. Daß es hier einen Weg gibt habe ich, nach dem Prinzip "wo ein Tal, da ein Weg" nur vermutet. Der meist deutlich erkennbare Pfad zieht sich steil Hang hinauf. Es geht höher und höher. Ich quere viele kleine Bäche die irgendwo von dort oben kommen. Der 3-4 Meter hohe Birkenwald hält den kühlenden Wind ab und ich komme gehörig ins schwitzen. Langsam wird es offensichtlich, daß der Weg das Tal verlassen wird. 400 Höhenmeter sind es vom Fluß bis zur Hochebene. Immer wieder mache ich eine kurze Pause. Ich spüre, daß meine körperliche Vorbereitung auf diese Tour, mal abgesehen von der täglichen Radfahrt ins Büro, in diesem Sommer gleich Null war. Also ist "Training on the Tour" angesagt. Oberhalb der "Baumgrenze" wird es sogar richtig gemein steil.

Baustelle
Höre ab und zu ein seltsames Rumpeln. Erst meine mich getäuscht zu haben, aber bei einem Blick nach oben sehe ich gerade noch etwas großes, gelbes und viereckiges über die Hangkante verschwinden. Schinde mich die letzten Meter hinauf und stehe dann plötzlich am Rand einer Baustelle. Caterpillar und Bagger sind dabei das Erdreich wegzuschieben und das Terrain für den Vortrieb eines Stollen zu breiten. Das ist erst der Anfang jetzt. Hier soll ein Zugangs- und Wartungsstollen zum Treffpunkt der Stollen vom Kárahnjúkur-Damm und vom Ulfarlón-Damm im Eyjarbakki gebaut werden. Wie wird es hier zugehen, wenn erst der eigentliche Stollenbau beginnt? Ich bin froh, daß sie den Abraum noch nicht über die Hangkante schieben. Der Aufstieg wäre ganz schön gefährlich geworden.

Laugafell
Ich sehe zu, daß ich Land gewinne und folge den Pferdespuren nach Südwesten, Richtung Laugafell. Noch lange begleitet mich der Lärm der Baumaschinen über die flachgewellte Hochebene. Kurz vor der Hütte muß ich noch die Laugará furten. Es ist 17:00 Uhr als ich an der Hütte ankomme. Acht Stunden für 16 km, diese Etappe hat es in sich! Die Hütte ist veschlossen. Wenige Meter unterhalb das runde Becken des Bades. Hatte mich schon gewundert, wo die Heiße Quelle und das Bad ist. Nirgendwo war Dampf zu sehen. Zwei Isländische Paare sind hierhergefahren und haben den Pool bestezt. Bis ich mein Zelt aufgebaut und Wasser vom Fluß geholt habe, sind sie schon wieder mit ihren Geländewagen verschwunden. Zwei gelbe Bager, die etwa einen Kilometer weiter westlich, in der Nähe des Slęšufoss zu Gange waren, haben sich ebenfalls rumpelnd über den nächsten Höhenrücken zurückgezogen und Ruhe kehrt ein. Das Bad ist gerade so warm genug, daß man es gut darin aushalten kann wenn man ganz darin eintaucht. Allerdings ist es nicht warm genug um einen Saunaeffekt hervorzurufen. Sobald man das Wasser verläßt ist die Wärmewirkung verflogen. Döse eine Stunde im warmen Wasser und dann fix ins Zelt und in den Schlafsack. Abendessen gekocht und an den Aufzeichnungen. Die Wolkendecke ist wieder abgesunken und es fängt an leicht zu regnen. Bin zu müde und breche die Aufzeichnungen ab.


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