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In der Nacht hat es geregnet. Zelt und Wiese sind nass. Es ist 7:00 Uhr - ich hatte keinen Wecker gestellt.
Es stehen ja "nur" etwa 15 km auf dem Programm. Aufbruch kurz nach 9:00 Uhr. Die Wolken hängen auf 2/3 der
Hanghöhe und halten den Deckel auf das Tal - typisch Island.
Fljótsdal
Baustelle
Laugafell
Vorbei am Hof Egilsstašir und nach Kleif. Hier endet die Schotterstraße, aber ein Traktorweg führt
noch weiter über mehrere Heuwiesen talaufwärts. Die Wiesen sind naß. Dicke Tropfen hängen an den Halmen.
Das ist wie durch
Wasser waten. Kurze Pause an der grasüberwachsenen Ruine des Torfgehöfts Ófęrusel. Wenig später läßt der Weg
die letzte Heuwiese hinter sich und führt in das Birkendickicht des Kleifasskogur.
Ich bin neugierig wo der Weg mich wohl hinführt. Daß es hier einen Weg gibt habe ich, nach dem
Prinzip "wo ein Tal, da ein Weg" nur vermutet.
Der meist deutlich erkennbare Pfad zieht sich steil Hang hinauf. Es geht höher und höher.
Ich quere viele kleine Bäche die irgendwo von dort oben kommen. Der 3-4 Meter hohe Birkenwald hält den
kühlenden Wind ab und ich komme gehörig ins schwitzen. Langsam wird es offensichtlich, daß der Weg das
Tal verlassen wird. 400 Höhenmeter sind es vom Fluß bis zur Hochebene. Immer wieder mache ich eine
kurze Pause.
Ich spüre, daß meine körperliche Vorbereitung auf diese Tour, mal abgesehen von der täglichen Radfahrt
ins Büro, in diesem Sommer gleich Null war. Also ist "Training on the Tour" angesagt.
Oberhalb der "Baumgrenze" wird es sogar richtig gemein steil.
Höre ab und zu ein seltsames Rumpeln. Erst meine mich getäuscht zu haben, aber bei einem Blick nach oben
sehe ich gerade noch etwas großes, gelbes und viereckiges über die Hangkante verschwinden. Schinde mich
die letzten Meter hinauf und stehe dann plötzlich am Rand einer Baustelle. Caterpillar und Bagger sind dabei
das Erdreich wegzuschieben und das Terrain für den Vortrieb eines Stollen zu breiten. Das ist erst der
Anfang jetzt. Hier soll ein
Zugangs- und Wartungsstollen zum Treffpunkt der Stollen vom Kárahnjúkur-Damm und vom Ulfarlón-Damm im
Eyjarbakki gebaut werden. Wie wird es hier zugehen,
wenn erst der eigentliche Stollenbau beginnt? Ich bin froh, daß sie den Abraum noch nicht über die Hangkante
schieben. Der Aufstieg wäre ganz schön gefährlich geworden.
Ich sehe zu, daß ich Land gewinne und folge den Pferdespuren nach Südwesten, Richtung Laugafell. Noch lange
begleitet mich der Lärm der Baumaschinen über die flachgewellte Hochebene. Kurz vor der Hütte muß ich noch
die Laugará furten. Es ist 17:00 Uhr als ich an der Hütte ankomme. Acht Stunden für 16 km,
diese Etappe hat es in sich!
Die Hütte ist veschlossen. Wenige Meter
unterhalb das runde Becken des Bades. Hatte mich schon gewundert, wo die Heiße Quelle und das Bad ist.
Nirgendwo war Dampf zu sehen. Zwei Isländische Paare sind hierhergefahren und haben den Pool bestezt.
Bis ich mein Zelt aufgebaut und Wasser vom Fluß geholt habe, sind sie schon wieder mit ihren Geländewagen
verschwunden. Zwei gelbe Bager, die etwa einen Kilometer weiter westlich, in der Nähe des
Slęšufoss zu Gange
waren, haben sich ebenfalls rumpelnd über den nächsten Höhenrücken zurückgezogen und Ruhe kehrt ein.
Das Bad ist gerade so warm genug, daß man es gut darin aushalten kann wenn man ganz darin eintaucht.
Allerdings ist es nicht warm genug um einen Saunaeffekt hervorzurufen. Sobald man das Wasser verläßt
ist die
Wärmewirkung verflogen. Döse eine Stunde im warmen Wasser und dann fix ins Zelt und in den Schlafsack.
Abendessen gekocht und an den Aufzeichnungen. Die Wolkendecke ist wieder abgesunken und es fängt
an leicht zu regnen. Bin zu müde und breche die Aufzeichnungen ab.
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