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Um 6:00 Uhr auf. Das Wetter sieht wieder sehr gut aus. Beim Packen habe ich Probleme alles im
Rucksack unterzubringen. Ich habe nun Futter für knapp 2 Wochen geladen. Das Gewicht des
Rucksack ist entsprechend und mir graust etwas vor den 27 km bis zur nächsten
Wasserstelle bei Sigalda. Kenne diese Strecke ja von 1996 her. Aber was hilft das Zagen,
davon wird der Rucksack nicht leichter.
Komme erst um 8:20 Uhr los. Kaum Wolken, leichter Nordostwind. Vorbei am kleinen Krater und am
Frostašavatn. Als ich mich nahe der Abzweigung zum Landmannaleiš umblicke, sehe ich, daß mir
ein Wanderer folgt. Fußgänger sind hier eine eher seltene Erscheinung! Auf der nächsten
Höhe warte
ich auf ihn. Es ist ein junger Schweizer aus Genf und auch er will über Sigalda zu
den Veišivötn.
Nun, wir haben die nächsten 2 Tage den selben Weg, also beschließen wir ihn zusammen zu gehen.
Auf dieser doch etwas eintönigen Piste ist es vielleicht ganz angenehm etwas Begleitung
zu haben.
Ab etwa der Höhe des Bláhylur nehmen wir den weiter westlich verlaufenden "Winterweg". Der ist,
wie sich im Laufe der Zeit herausstellt, zwar nicht wesentlich kürzer, dafür ist der Sand
sehr weich
und ziemlich mühsam zu gehen. Ich glaube auf der Piste wären wir schneller gewesen - dafür haben
wir "Wüstenwandern" pur. Mein neuer Partner Sacha ist begeistert!
Während uns zu Beginn die kleinen, grauen Fliegen ärgerten, die uns um die Köpfe schwirrten,
wirbelt jetzt der aufgekomme Nordwestwind vereinzelt Staubfahnen auf. Dennoch sind die
Bedingungen sehr gut und eifrig französisch parlierend stapfen wir nebeneinader durch den
grauschwarzen Sand. An der Bergkette der Hnausar müssen wir über eine niedere Scharte. Der
Aufstieg mit mehr als 30 kg Rucksackgewicht im weichen Sand und Gesteinschutt zwingen mich
mehfach zu kleinen Pausen. Sacha ist schon vorausgespurtet - kein Wunder er hat nur knapp die
Hälfte zu schleppen. Als Entschädigung erwartet uns ein phantastischer Blick über die
weite Ebene
bis zum Langjökull, den Kerlingarfjöll und Hofsjökull. Wir grinsen uns an. Das war den
"Abkürzer" wert!
Nach dem Abstieg treffen wir bald wieder auf die Piste und dort, wo sie im rechten
Winkel die
Hnausar verläßt machen wir Mittagspause. Ich sitze wieder auf dem selben Stein wie “96. Ich
mag solche Wiederholungen. Wenig Wind dafür lästige Mücken und ein paar bissige sind diesmal
auch dabei. Dann immer unter der Hochspanungsleitung entlang weiter auf der Piste. An der Bjallavaš
nähern wir uns der Tungnaá. Von hier wäre es nicht weit zu den Veišivötn im Norden, aber diese
Furt möchte ich nicht riskieren. Pause am Höhenzug auf halber Strecke über die große Ebene.
Schöner Blick auf die Hekla im Süden und den Žóristindur im Norden, der, wie mein Schweizer
Partner bemerkt, einem isländischen Matterhorn ähnelt. Er war mir schon beim letzen Mal
aufgefallen. Aber der Berg sieht nur genau aus dieser Blickrichtung (SW oder NE)
so eindrucksvoll
aus, sonst ist er nur ein hoher, breiter Rücken. Morgen, gegen Mittag, werden wir ihn aus
der Nähe
betrachten können. Wie Wegelagerer hocken auf einem Felsen über der Piste und der Fahrer eines
vorbeikommenden Geländewagens blickt zweifelnd zu uns herauf.
Mit Gesprächen verkürzen wir uns die folgenden Kilometer bis zum Höhenzug Sigalda hinter dem
unser Tagesziel liegt. Vor dem Anstieg biegen wir auf eine Seitenpiste nach rechts ab und haben
dadurch einen Blick in die ehemalige Schlucht der Tungnaá. Nun ist ihr Wasser oberhalb der
Schlucht zum Krókalón aufgestaut und wird im Sigalda Wasserkraftwerk zur Stromgewinnung
genutzt. Wir kommen somit etwas direkter zu der Zeltstelle die ich im Auge habe. Sacha ist skeptisch,
denn schließlich haben wir seit Landmannalaugar außer ein paar verdorrten Stengel Strandhafer
keine Vegetaion mehr zu Gesicht bekommen. Doch der versprochene Bach ist immer noch da,
ebenso die kleine Wiese und der große Stein an dem ich wieder mein Zelt aufbaue. Bade meine Füße
im erfrischenden Bachwasser.
War ein perfektes Wetter heute. Nur 1 - 2/8 hohe Cummuluswolken und wenig Wind bei
angenehmen Temperaturen. In der Ferne sahen wir ein paar schöne Staubtromben (dust devils). Die
klare Luft bescherte uns eine schier endlose Sicht. Habe einen Sonnenbrand und Mückenstiche an
den Waden. Kurzes Nachmittagsschläfchen im Zelt und dann gekocht. Dann noch bis 22:00 Uhr vor
dem Zelt im Gras gesessen und über den Karten alte und mögliche neue Touren durchdiskutiert.
Durch den aufkommenden Wind wurde es dann doch zu frisch und wir zogen uns jeder in sein
Zelt zurück. Im Schlafsack noch an den Aufzeichnungen.
Frostastašavatn
Hnausar
Sacha
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7. Tag Sigalda - Veišivötn