Zurück zur Hauptseite

6. Tag, Landmannalaugar - Sigalda

Inhalt Home

Copyright © Dieter Graser

Dienstag, 21. Juli 1999


Um 6:00 Uhr auf. Das Wetter sieht wieder sehr gut aus. Beim Packen habe ich Probleme alles im Rucksack unterzubringen. Ich habe nun Futter für knapp 2 Wochen geladen. Das Gewicht des Rucksack ist entsprechend und mir graust etwas vor den 27 km bis zur nächsten Wasserstelle bei Sigalda. Kenne diese Strecke ja von 1996 her. Aber was hilft das Zagen, davon wird der Rucksack nicht leichter.

Frostastašavatn

Komme erst um 8:20 Uhr los. Kaum Wolken, leichter Nordostwind. Vorbei am kleinen Krater und am Frostašavatn. Als ich mich nahe der Abzweigung zum Landmannaleiš umblicke, sehe ich, daß mir ein Wanderer folgt. Fußgänger sind hier eine eher seltene Erscheinung! Auf der nächsten Höhe warte ich auf ihn. Es ist ein junger Schweizer aus Genf und auch er will über Sigalda zu den Veišivötn. Nun, wir haben die nächsten 2 Tage den selben Weg, also beschließen wir ihn zusammen zu gehen. Auf dieser doch etwas eintönigen Piste ist es vielleicht ganz angenehm etwas Begleitung zu haben. Ab etwa der Höhe des Bláhylur nehmen wir den weiter westlich verlaufenden "Winterweg". Der ist, wie sich im Laufe der Zeit herausstellt, zwar nicht wesentlich kürzer, dafür ist der Sand sehr weich und ziemlich mühsam zu gehen. Ich glaube auf der Piste wären wir schneller gewesen - dafür haben wir "Wüstenwandern" pur. Mein neuer Partner Sacha ist begeistert!

Hnausar

Während uns zu Beginn die kleinen, grauen Fliegen ärgerten, die uns um die Köpfe schwirrten, wirbelt jetzt der aufgekomme Nordwestwind vereinzelt Staubfahnen auf. Dennoch sind die Bedingungen sehr gut und eifrig französisch parlierend stapfen wir nebeneinader durch den grauschwarzen Sand. An der Bergkette der Hnausar müssen wir über eine niedere Scharte. Der Aufstieg mit mehr als 30 kg Rucksackgewicht im weichen Sand und Gesteinschutt zwingen mich mehfach zu kleinen Pausen. Sacha ist schon vorausgespurtet - kein Wunder er hat nur knapp die Hälfte zu schleppen. Als Entschädigung erwartet uns ein phantastischer Blick über die weite Ebene bis zum Langjökull, den Kerlingarfjöll und Hofsjökull. Wir grinsen uns an. Das war den "Abkürzer" wert! Nach dem Abstieg treffen wir bald wieder auf die Piste und dort, wo sie im rechten Winkel die Hnausar verläßt machen wir Mittagspause. Ich sitze wieder auf dem selben Stein wie “96. Ich mag solche Wiederholungen. Wenig Wind dafür lästige Mücken und ein paar bissige sind diesmal auch dabei. Dann immer unter der Hochspanungsleitung entlang weiter auf der Piste. An der Bjallavaš nähern wir uns der Tungnaá. Von hier wäre es nicht weit zu den Veišivötn im Norden, aber diese Furt möchte ich nicht riskieren. Pause am Höhenzug auf halber Strecke über die große Ebene. Schöner Blick auf die Hekla im Süden und den Žóristindur im Norden, der, wie mein Schweizer Partner bemerkt, einem isländischen Matterhorn ähnelt. Er war mir schon beim letzen Mal aufgefallen. Aber der Berg sieht nur genau aus dieser Blickrichtung (SW oder NE) so eindrucksvoll aus, sonst ist er nur ein hoher, breiter Rücken. Morgen, gegen Mittag, werden wir ihn aus der Nähe betrachten können. Wie Wegelagerer hocken auf einem Felsen über der Piste und der Fahrer eines vorbeikommenden Geländewagens blickt zweifelnd zu uns herauf.

Sacha

Mit Gesprächen verkürzen wir uns die folgenden Kilometer bis zum Höhenzug Sigalda hinter dem unser Tagesziel liegt. Vor dem Anstieg biegen wir auf eine Seitenpiste nach rechts ab und haben dadurch einen Blick in die ehemalige Schlucht der Tungnaá. Nun ist ihr Wasser oberhalb der Schlucht zum Krókalón aufgestaut und wird im Sigalda Wasserkraftwerk zur Stromgewinnung genutzt. Wir kommen somit etwas direkter zu der Zeltstelle die ich im Auge habe. Sacha ist skeptisch, denn schließlich haben wir seit Landmannalaugar außer ein paar verdorrten Stengel Strandhafer keine Vegetaion mehr zu Gesicht bekommen. Doch der versprochene Bach ist immer noch da, ebenso die kleine Wiese und der große Stein an dem ich wieder mein Zelt aufbaue. Bade meine Füße im erfrischenden Bachwasser.

War ein perfektes Wetter heute. Nur 1 - 2/8 hohe Cummuluswolken und wenig Wind bei angenehmen Temperaturen. In der Ferne sahen wir ein paar schöne Staubtromben (dust devils). Die klare Luft bescherte uns eine schier endlose Sicht. Habe einen Sonnenbrand und Mückenstiche an den Waden. Kurzes Nachmittagsschläfchen im Zelt und dann gekocht. Dann noch bis 22:00 Uhr vor dem Zelt im Gras gesessen und über den Karten alte und mögliche neue Touren durchdiskutiert. Durch den aufkommenden Wind wurde es dann doch zu frisch und wir zogen uns jeder in sein Zelt zurück. Im Schlafsack noch an den Aufzeichnungen.


Zurück zu Inhalt
7. Tag Sigalda - Veišivötn