1. Tag, Seyðisfjörður - Hrafnfjörður

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Dieter Graser © 2014

Samstag, 03. Juli 2010


Ísafjörður
Zeltplatz Ísafjörður. Bin früher als geplant mit dem Auto in Ísafjörður angekommen und habe zwei ruhige Tage hier verbracht. Das Wetter ist, wie die letzten Tage, bedeckt und windig. Endlich ist es Samstag - der einzige Tag in der Woche, an dem das Fährboot zum Hrafnsfjörður fährt. Bin schon um 6:00 Uhr auf. Kurz scheint die Sonne auf das Zelt. Dann folgt ein ebenso kurzer Regenschauer. Alles gepackt und mit dem Auto zum Hafen gefahren. Vorher noch kurz bei der Touristen-Info vorbeigeschaut und dort einen Bekannten vom letzten Islandtreffen getroffen. Am Steg von Sjóferðir füllt sich das Boot mit Tagesausflüglern, (hübschen, weiblichen) Guides und rucksackbelandenen Trekkern. Die Rucksäcke verschwinden unter Deck und die Fahrgäste suchen sich ihre Sitzplätze. Vor allem die nicht überdachten Plätze im Heck des Bootes sind beliebt.

Pünktlich laufen wir in gemächlicher Fahrt aus dem Hafen aus. Dann beschleunigt das Boot auf seine Reisegeschwindigkeit. Hoppla - das geht ab! Lange Wellen - kürzere Wellen. Das Boot setzt hart ein und die Gischt fliegt über die Fenster. Manchmal fahren wir sogar durch einen Sonnenfleck. Die offene Pätze im Heck des Bootes sind nur noch von den Allerhärtesten, mit zugezogenen Anorakkapuzen besetzt. Im Boot sind manche Passagiere merklich stiller und um die Nase blasser geworden. An der Bucht von Grunnavík werden zwei verwegen aussehende Kerle ausgebootet. Ich konnte sie aufgrund ihrer Sprache nicht einordnen, aber ihre Klättermusen-Rucksäcke sahen beeindruckend aus.

Der Blick in die Jökulfirðir verheißt nichts Gutes. Himmel und Wasser verschwimmen in hellgrauen Regenschleiern. Zum Anlegen in Hesteyri scheint noch mal kurz die Sonne. Die Tagesausflügler gehen von Bord und eine Gruppe von Isländern, vollbepackt mit Sporttaschen und Kühlboxen steigt zu. Dann weiter zum Veiðileysufjörður. Etwas früher als erwartet tauchen wir in das schlechte Wetter ein. Die Fjordufer sind kaum mehr zu erkennen. Nieselregen und eine kurze, harte Welle von vorn. Wieder wird ausgebootet. Diesemal ein französisches Pärchen - sie bekleidet in einer eher modischen Lederjacke (wie bitte?). Dafür kommt eine Gruppe Isländer kommt an Bord - alle völlig durchnässt. Das Boot prescht weiter durch eine graue Wassersuppe zum entlegensten Fjord, dem Hrafnsfjörður, meinem Ziel.

Eigentlich macht es mich überhaupt nicht an, mich jetzt dort aussetzen zu lassen. Wieder werden die Rucksäcke aus dem Bauch des Schiffes gewuchtet. Schnell zehe ich noch Regenhose und Anorak an, die ich dummerweise im Rucksack hatte. Schwimmweste drüber und rein ins Schlauchboot. Mit mir kommt noch ein einzelner Isländer mit einem kleinen Rucksäckchen. Ehe wir uns versehen, sind wir an dem steinige Ufer an Land gesetzt. Der Schlauchbootfahrer verlässt uns und fährt weiter an Ufer entlang und sucht noch nach einem einzelnen Wanderer den er hier irgendwo abholen soll. Der Isländer erklärt mir derweil, dass er gleich zum Reykjafjörður aufbricht, wo er ein Haus hat. Er schultert seinen kleinen Rucksack und im Nu bin ich allein zwischen den Felsblöcken am Ufer.

Hüttenbuch
Ich bin unschlüssig. Wind und Wetter drücken von Osten, vom Furufjörður her, über den niedrigen Pass der Skórarheiði. Drüben wird das Wetter sicherlich nicht besser sein. Ich folge dem isländer den Strand entlang zur nahen, rot gestrichenen Rettungshütte und schau mich in ihr um. Die Hütte ist mehr als karg eingerichtet und klein. Das Gästebuch ist abenteuerlich verschimmelt. Ausgerechnet die letzten zwei Einträge sind von Menschen, die ich kenne, Markus Bissig und Uwe Grunewald. Uwe war wohl auch der Wanderer, den das Boot hier abholen sollte. Schade, dass ich beide verpasst habe.

Schlage mein Zelt nahe der Hütte auf einem leidlich eben Platz auf. Nun peitscht ernsthafter Regen vom Pass herunter. Mein Anorak ist durchnässt, aber die neue Regenhose bewährt sich. Ich richte mich im trockenen Zelt ein, gönne mir einen heißen Tee und einen Müsliriegel und versuche ein Mittagsschläfchen. Die Windböen schüttel das Zelt und die Regentrofen knallen an die dünne Stoffwand. Bin verschnupft - die Nase ist dicht und fühle mich nicht wohl. Bin froh den Übergang heute nicht versucht zu haben. Nickerchen bis 18:00 Uhr. Lese und koche mir dann ein Abendessen. Anschließend an den Tagebuchaufzeichnungen. Um 20:35 Uhr setze ich mit meinem SPOT-Messanger eine OK-Meldung ab. Wetter kaum verändert - Moral mies.


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