13. Tag, Þjófadalir - Hveravellir

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Dieter Graser © 2010

Dienstag, 28. August 2007


Um 7:00 Uhr wecken mich die ersten Sonnenstrahlen auf dem Zelt. Der Tag läßt sich gut an. Pünktlich gehen auch meine Müslivorräte zu Ende, aber in Hveravellir erwartet mich ja schon mein vorausgeschicktes Futterpaket. Kurz nach 9:00 Uhr starte ich bei schönstem Sonnenschein. Die Beiden in der Hütte sind auch schon wach und so wünschen wir uns gegenseitig einen guten Weg.

Mælifell
Eine halbe Stunde später bin ich auf dem sanften Einschnitt des Þröskuldur und blicke vom Endpunkt der Piste zurück in die Þjófadalir. Die Akkus meine Digiknipse sind leer und erst nach mehreren Versuchen akzeptiert sie die neuen - seltsam (leider hat bei den letzten Aufnahmen der Autofokus schon seinen Dienst eingestellt - aber das bemerke ich erst zuhause). Zu Fuß kann man beim Abstieg ins Sóleyjardalur die Serpentinen der Piste gut abkürzen und dann laufen Piste und Reitweg in kurzem Abstand parallel zueinander. Noch einmal eine schöne Warte und wie bestellt, weit hinter ihr, am Horizont, genau in Wegrichtung die blaue Silhouette des Mælifell. Dieser Berg ist die wichtigste Landmarke auf dem alten Kjalvegur, auf dem Weg Richtung Norden. An seinem Fuß im Skagafjörður-Tal liegt der gleichnamige Hof und das Nordende (oder der Beginn) des alten Reitweges. Seinen Namen trägt er zurecht: Mæli-fell; Mal-Berg, ein Berg der zugleich ein Wegzeichen ist. Auch wenn das Ziel sich hier schon zeigt soll das nicht täuschen, denn bis zum Mælifell sind es 65 km Luftlinie oder noch etwa 4 Tagesmärsche.

Zügig weiter durch das Sóleyjadalur welches gar nicht den Eindruck eines richtigen Tales macht, da es nur im Westen von den Þjófadalafjöll begrenzt wird an die von Osten flach die Lava des Kjalhraun stößt. In der flachen Mulde zwischen Lava und Berghang fließt ein kleiner Bach, an dessen Rand noch hauchdünne Eisplatten vom Frost der vergangen Nacht zeugen. Schließlich wendet sich die Piste nach Osten und führt steil zum Stélbrattur hinauf. Bei ungeübten Geländewagenfahrern sorgt die extreme Steigung in Verbindung mit dem steinigen und lockeren Untergrund wohl für den einen oder anderen Adrenalinschub. Zumindest läßt sich das aus den Spuren, und dem Kleinschrott am Pistenrand recht gut ablesen.

Die Wetterstation von Hveravellir kommt in Sicht. Von Südwesten her sind Zirren aufgezogen und ein frischer Wind zwingt mich die Jacke überzuziehen. Das Wetter wird sich wohl umstellen. Auf den letzten Kilometern verzichte ich darauf der drögen Piste zu folgen und halte, die Ausläufer des Lavafeldes querend, Kurs südlich an der Wetterstation vorbei. Ich betrete das Geothermalgebiet von Hveravellir sozusagen von hinten durch die 'heiße Küche'. Neben den warmfeuche Dampfschwaden verströmenden heißen Quellen, empfangen mich schlurfende japanische Touristen, wie man sie von überall her kennt - die werden gleich wieder weg sein. Ansonsten ist erstaunlich wenig los. Nur ein einzelnes Zelt auf dem Zeltplatz, den ich um Punkt 12:00 Uhr erreiche. Ich war also nicht einmal 3 Stunden unterwegs heute.

Hveravellir
Ich baue mein Zelt auf meinem Stammplatz auf. Dieser hat, Dank eines warmen, dicht unter dem Gras verlaufenden warmen Grundwaserstromes, 'Fußbodenheizung'. Nach 10 Tagen ohne vernünftige Waschgelegenheit ist das Bad im berühmten Hot Pot eine wahre Wohltat - vor allem, da ich das Bad für mich alleine habe! Ein Lob der Nachsaison. Verbringe einen ruhigen Nachmittag. Der Himmel hat sich nun ganz bezogen und am Abend beginnt es zu regnen. Unterhalte mich lange mit der Hüttenwartin aus Estland. Nach dem Abendbad erstehe ich bei ihr zwei Dosen Leichtbier. Vor zwei Jahren gab es hier nur normales Bier zu einem entsprechend stolzen Preis. Dagegen sind die 200 kr für die 0,5 l Dose geradezu geschenkt. Noch lange mit der sympatischen Hüttenwartin über Literatur geplauscht.


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