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Der Abritt vom Hotel Akureyri erfolgte am
Donnerstag, den 6. August um 9 1/2 Uhr bei
freundlichem Sonnenschein. Herr Reck, Sigurđur, ein
Packpferd mit unseren Privatkisten und ich bildeten an
diesem Tage die kleine Karawane. Ein älterer
Farmer aus Húsavík, der bis zum Gođafoss den-
selben Weg hatte wie wir, ritt die ersten Stunden
mit uns, eine willkommene Abwechslung für
Sigurđur. Wir begaben uns zur Eyjafjarđará, um
dieselbe zu durchfurten; heumachende Bauern an ihrem
Ufer rieten davon ab, da sie heute besonders viel
Wasser führen solle, sie hielten es für günstiger, daß
wir durch den Fjord ritten, es sei Ebbe. —
Wir kehrten eine Viertelstunde nordwärts zurück
bis zu den ersten Häusern Akureyris und dann gings
in den Eyjafjord hinein. Der Fjord ist nahe dem Ufer
flach, erst langsam steigen die Wasser den Pferden bis
übers Knie.
Die Häuser von Akureyri hinter uns wurden
kleiner, die Va9lahei9i stieg, ohne daß wir uns ihr
merklich näherten, stolzer und steiler vor uns auf.
Wir kamen in die Mitte des Fjordes und jetzt
umbrauste uns der Wind, der mit den Fluten der
Eyjafjarđará von Süden durchs Bergtal herunterkam,
so daß sich recht muntere Wellen erhoben; da
wir rechts nahe der Flußmündung, links nicht mehr
durch den Sandhaken von Oddeyri geschützt waren,
gingen die Pferde merklich tiefer, sie schritten langsam
und vorsichtig, längst waren unsere Füße aus den Bügeln
gezogen. Als aber, mit noch mindestens l km Wasser
vor uns Sigurđur und des Farmers Pferde zu schwimmen
begannen, befahl Herr Reck den Rückzug.
Wir mußten vorsichtig auf der Barre zurückreiten,
es wäre langweilig gewesen, hätte nicht die Flut, die
entgegen den Mitteilungen der Bauern im Steigen
begriffen war, unsere Aufmerksamkeit recht in Anspruch
genommen. Die schwarzblauen Wogen waren bedeutend
tiefer als beim Hinritt. —
Glücklich wieder an der Uferseite Akureyris,
blieb uns nichts übrig, wollten wir die
gegenüberliegende Seite erreichen, — als eine halbe Stunde
talaufwärts zu reiten, wo bei einer Farm ein Boot zur
Benutzung lag. Der Zeitverlust war empfindlich, aber
nicht zu vermeiden. —
Wir fanden das Boot im Fluß, es war bis zum
Rande mit Wasser gefüllt und lustig spuckten, während
es im Wellengang schaukelte, andauernd kleine Spritzer
mehr von dem Stoff hinein, den wir heut' schon zur
Genüge als naß empfunden. — Resigniert ließen Herr
Reck und ich uns auf dem frischen Gras nieder, da
wir uns gegenwärtig nur durch Abwarten betätigen
konnten. Unter dem Druck der Verhältnisse lernte
ich allmählich von meinem Reisegefährten, zu allem
„Zuwidren" zu schweigen.
Sigurđur begab sich zu der fünf Minuten entfernt,
am Berghang liegenden Farm, um den Bootinhaber und
die fehlenden Riemen zu holen, — »im Verlauf der
ersten Viertelstunde wird nach dem Farmer gesucht,
im Verlauf der zweiten kommt er", — berichten meine
Notizen. Als er da war, uns freundlich begrüßt hatte,
ergab es sich, daß das Schöpfgefäß im Boot fehlte, —
er aufs Pferd zur Farm zurück und wirklich sehr
schnell kam er mit einem Eimer zurück. Ebenso
schnell schleuderte er zehn, zwölf, fünfzehn Eimer
Wasser aus dem Boot; die längst abgeladenen zwei
Packkisten, unsere Sättel kamen hinein, die Pferde
wurden in den tiefen Fluß getrieben, um
durchzuschwimmen. Wir Fünfe verstauten uns in dem
winzigen Boot, — wie wurde uns gar nicht klar bei der
Geschwindigkeit, — alles in dem Bestreben ein wenig
der verlorenen Zeit wieder einzuholen — drüben gings
dann in ebensolcher Schnelligkeit auf die nassen, rasch
gesattelten Pferdchen. Sie hatten am Ufer so gutes
Gras gefunden, daß sie glücklicherweise dieses Mal
nicht davon gerannt waren. Der Farmer von Gil bekam
seine üblichen Kronen und wir jagten vorwärts, — eine
Stunde sollte uns der Übergang bis zur Va91ahei9i
kosten, vier brauchten wir, — wann kommen wir
jetzt nach Sküútustađir? —
Als wir langsam an der Flanke -der Vađlaheiđi
entlangritten, kamen schon gelbe Sandsturmwolken
hinter uns von Süden her das Tal entlang. Nachdem
wir die Höhe erreicht, von der wir vor fünf Tagen
den herrlichen Blick auf Akureyri genossen, waren Tal,
Fjord und selbst die untere Hälfte der hinter Akureyris
Häusern aufsteigenden Bergwand meilenweit in den
dichten, feinen Sanddunst gehüllt, den die verschleierte
Sonne sonderbar rötlich übergoldete.
Jenseits, auf dem uns schon bekannten
Zickzackwege ins nächste Tal absteigend, bot sich uns fast das
gleiche Bild, — dichte gelbe Sandwolken, die der Wind
bis zu 200 m hoch auf das Plateau der
gegenüberliegenden Basaltwand hinaufwirbelte, um oben damit
weiter zu fegen.
Die Fnjóská mit ihrem steinigen Boden hatten
wir auch schon passiert, die von einem Engländer er-
baute Holz-Gitterbrücke in nächster Nähe durften wir
nicht benutzen, da sie noch nicht dem Verkehr über-
geben war.
Weiter gings, — da immer der wütende Sand-
sturm um uns herum, mit Sandbrille und
zusammengebissenen Zähnen, — über Háls (Hauls) am Ljósavatn
vorbei, um erst am Gođafoss wieder in ruhige Luft zu
kommen. Der freundliche alte Farmer aus Húsavík
sagte uns an der Skjálfandafljotbrücke Lebewohl und
wir erquickten uns einige Minuten am Anblick des
herrlichen Gođafoss, des gewaltigen Wasserfalles,
welchen der Skjálfandafljot hier bildet.
Acht Stunden waren wir bis jetzt unterwegs, ich
war ein wenig müde nach den faulen Tagen in Akureyri,
aber jetzt bekam ich mein anderes Reitpferd, die flinke,
kleine Weiße und es ging besser.
Über die Fljótsheiđi führte der Ziegenpfad, eine
nicht endenwollende Heidefläche, die auf mich
so einschläfernd wirkte, daß ich an der nächsten
Biegung nicht der Capricen der Kleinen gedachte. Mit
dem ihr gewohnten heftigen Satz sprang sie in den Bach
hinab und im selben Augenblick lag ich auch schon unten
im flachen Wasser, blieb aber mit dem rechten
Nagel-Stiefel im Bügel hängen. Ein zugleich eintretender
Krampf machte mich unfähig, mit dem linken Fuß
wenigstens festen Boden zu gewinnen. Mir blieb nichts
übrig, als mich mitsamt der umgehängten Kamera über
den, wie ich einwandsfrei feststellen konnte, sehr
steinigen Bachboden ziehen zu lassen. Auf mein lautes
»Hailoh, Reck, Sigurđur" tauchten nach einigen Minuten
die weit Vorausgeeilten auf der Höhe auf, als ich
glücklich wieder, immer noch im Bach, auf den
Füßen stand.
„Es war das Dümmste, was Sie tun konnten, so
zu schreien, das muß ja das Pferd scheu machen"
erklärte Reck mir teilnehmend, — da wir aber doch
noch nicht allgemein auf Funkspruch eingerichtet sind,
hatte ich diese angeborene Mitteilungsmethode leider
gewählt.
Nachdem wir bei stark gesunkener Dämmerung
die tiefe gurgelnde Kráká (Kraukau) durchfurtet, —
in der Sigurđur, wie er uns erzählte, mit einem
Engländer fünfzig Pfund Forellen pro Tag gefangen
hatte, — mußten wir noch eine lange Strecke
durch Heideland reiten, bis wir um l Uhr nachts nach
fünfzehn Stunden Ritt Skütustađir am Mývatn er-
reichten. —
Zuversichtlich hofften wir, daß Trygve uns einen
sehr schönen Lagerplatz erwählt, die Zelte gesetzt und
auch sonst noch nach Kräften für einen wohltuenden
Empfang gesorgt hätte, womit wir meinten, den
Wassereimer gefüllt vorzufinden. Als wir aber, an die
Steinwände der Pfarrerfarm Skútustađir der Kirche
gegenüber einen Haufen Packkisten, Sättel und Packs
gelehnt sahen, zerrannen die Illusionen, nichts war für uns
getan.
Trygve schlief in der Farm, aber zu seiner Ehre
sei 's gesagt, innerhalb kaum zehn Minuten war er
munter und draußen. Schnell wurden die Zelte gesetzt,
alles ausgepackt, der ersehnte Eimer Wasser geholt,
Kochgeschirr herausgekramt, Spirituskocher gefüllt, die
Dosen geöffnet, das Essen gekocht, gegessen und die
Schüsseln während des Teetrinkens abgewaschen. End-
lich um 3 Uhr a. m. konnten wir ins Säckchen kriechen,
ohne den obligaten Schluck Kognak, wir waren zu müde
noch die Flasche zu entkorken.
Am nächsten Vormittag — der Morgen war längst
vorüber, als ich erwachte — hörte ich eine fremde
Männerstimme fließend englisch sprechen, — das war
unerklärbar, natürlich träumte ich, jedenfalls wurde es
aber als Vorwand benutzt, noch nicht aufzustehen. Als
ich dann endlich aus meinem Zeltchen herauskroch,
war Herr Reck längst Vulkane inspizieren gegangen.
Ich trank allein meinen Tee, als Sigurđur ans Zelt trat
mit den Worten: "Here is the clergyman, he wants
to speak to you". Es war der Pröfastur (Superintendent)
Árni Jónsson, der mich freundlich einlud, so bald ich
möge, ins Haus zu kommen, der Kaffee sei schon
fertig. Dankend sagte ich zu, wenn mich auch seine
freundliche Aufforderung einigermaßen in Verlegenheit
setzte, ich fand dann aber, daß ich meinem Äußeren
recht hübsch aufhalf durch das zweite Paar noch un-
benutzter Nagelstiefel, durch ein breites, schwarzes
Atlasband, welches als Shiips die dunkle Wollbluse
sehr schmückte und — durch ein reines Taschentuch.
Ich erwähne das Taschentuch besonders, da es mir als
Verschwendung einen tiefen Eindruck machte, — ich
hatte drei mitgenommen für diese Teilexpedition,
Überfluß an Platz war wie bereits erwähnt nie in unseren
Kisten. Die Stiefel trampsten natürlich mehr als die
schon lange getragenen, auf den blitzsauberen Holz-
dielen der schönen, großen Farm, als ich aber hinter
dem weißgedeckten Tische in der Sofaecke saß, hörte
und sah man sie ja nicht mehr.
Der Kaffee und die Sahne, frische Pfannkuchen,
Gelee und Marmelade waren vorzüglich, und im Um-
sehen waren zwei Stunden verflogen, während welcher ich
mich ausgezeichnet unterhalten mit dem hochgebildeten,
belesenen Herrn Prófastur. Gut kannte er meinen
Verlobten, der sich bei seiner ersten Islandreise 1905,
lange bei ihm in SkütustaSir, im Zentrum der
sehrinteressanten Vulkangegend des Mývatn (Mückensee)
aufgehalten hatte. Voller Interesse und Teilnahme
begleitete er das Unternehmen, das jetzt vor uns lag.
Seine Frau, die nicht englisch und wenig dänisch
sprach, konnte sich leider kaum an unserem Gespräch
beteiligen.
Nachdem ich noch die vorzüglich gebaute und
behaglich eingerichtete Farm besehen, bei welcher mich
besonders die Küche mit einem schönen Herd interessierte,
verabschiedete ich mich von den liebenswürdigen,
gastfreien Isländern.
Während ich mich eilig daranmachte eine Skizze
vom Mývatn aufzunehmen, kehrte Herr Reck zurück
und ging gleich darauf in die Farm. Nach geraumer
Zeit kehrte er von dort mit der Nachricht zurück, der
Prófastur habe ihm gesagt, wir würden unmöglich
unseren Weg von Hrossaborg zum Herđubreiđ durch die
wilde Odáđahraun (Lavawüste der Untaten) allein finden
können, wir müßten einen Lokalführer mitnehmen.
In der Person von Helgi Jónsson hatte er einen
solchen schon in Vorschlag gebracht. Derselbe,
ein kleiner, freundlicher, alter Mann, war bald zur
Stelle und es wurde vereinbart, daß er am Montag,
den 10. August, also nach drei Tagen, früh in Vogar am
Mývatn mit uns zusammentreffen sollte.
Helgi Jonssön war vor zirka fünfzig Jahren einmal
durch die Ódáđahraun geritten und in jener Zeit
ebenfalls mit Jón Ţorkelsson, dessen Bruder, dem jetzigen
Domprediger in Reykjavík und einem vierten Isländer
in der Askja gewesen, — es schien etwas viel verlangt,
daß er sich des „Weges" noch erinnern solle.
Um 6 Uhr nachmittags verließen wir nach
herzlichem Abschied von Ärni Jönsson und seiner Familie
die Farm Skütustaäir und traten zugleich den bequemsten
und hübschesten Ritt, den wir in Island unternommen, an.
Wir wünschten dem Explosionskrater Hverfjall
(spr. Querfjall, Hver = heiße Quelle, fjall = Berg,
fjöll = Gebirge) den Solfataren des Námafjall (spr.
Naumafjaddl) und der Krafla (spr. Krawla) näher zu
sein, darum begaben wir uns zu der ihnen um
zweieinhalb Stunden näheren Farm Vógar.
Die Gegend um den Mývatn vereinigt mit den
fesselnden Folgeerscheinungen des Vulkanismus, die
sich auf fast jedem Fußbreit Islands dem Auge bieten,
eine außergewöhnlich ansprechende, landschaftliche
Physiognomie. — Die alte Lava ist stellenweise üppig
bewachsen, duftendes Birkengebüsch, Heidekraut, Moose,
Blumen und Gräser schmücken sie; zahllose Einbrüche,
in denen sich Wasser gesammelt hat, machen den
Eindruck von künstlich angelegten Teichen in diesem
gartenähnlichen Terrain. Majestätische Archangelica-Stauden
schmücken ihre Ränder und oft befinden sich innerhalb
dieser größeren Becken winzige Inselchen von
Lavazacken, auf denen eine einzige prächtig blühende
Njoli (deutsch == Staude, unsere Führer nannten die Pflanze
kurzweg Njoli.) sich im stillen Wasser spiegelt. Eine Menge der
in Island sehr zahlreich vertretenen Wasservögel beleben
mit Rufen, Krächzen und Geschrei die weite Fläche
des Mývatn und seiner Nebenteiche, auf einem sahen
wir den sehr scheuen „großen Polartaucher".
Um 8 1/2 Uhr p. m. schlugen wir, ganz dicht am
Mývatn, eine Viertelstunde vom Fuß des Hverfjall bei
Vögar, unser Lager auf.
Der folgende Tag war für einen Ritt zur Krafla
bestimmt und schon um 8 Uhr a. m. verließen Herr
Reck, Sigurđur und ich mit einem leeren Packpferd
den Lagerplatz.
Am Fuße des Hverfjall entlang gelangten wir,
durch eine der Lapilliwüste bei Laki ähnelnde Gegend,
nach einer kleinen Rittstunde auf die Paßhöhe am
Námafjall.
Ein großartiger Fernblick bot sich hier ins weite
Land, über Mývatns Öraefi (spr. Öreifi == Mückensees
Wildnis). Gegen Osten, vor uns, zog am Krater
Hrossaborg vorbei durch die weite, weite Ebene die
Poststraße zum Ostland, auf die Jökulsá i Axarfirđi zu,
welch letztere in weiter Ferne hie und da wie ein
silbernes Band aufblinkte. Weiter südlich zog sich die
Kette der Fagradalsfjöll, der Búrfell (Burfeddl), hinter
dem sich die Dyngjufjöll (Düngjufjöddl) ahnen ließen,
der Bläfjall (Blaufjaddl) und Sellandafjall. Nahe bei uns
ragte rechts der Berg Nämafjall empor, dessen Gestein,
durch viele Solfataren zersetzt, wechselvolle helle Farben
trägt. Seine dunklen Gesteinszinnen umwallt der Dampf
tätiger Solfatarenfelder. Nach Norden reichte die Öraefi
weiter bis zur Krafla.
Wir ritten zu Tal, am Fuße der vom Birken-
gestrüpp überzogenen Bergwand, sahen eine stattliche
Herde Renntiere in lautloser Flucht vor uns über die
Hügel jagen und erreichten nach kurzem Aufenthalt an
der wildromantischen Solfatarenschlucht der Litia Viti
und am Leirhnükr - Lavastrom nach vier Stunden den
grünblauen Kratersee der Krafla. Derselbe, von gelb-
braunen, in schwärzlichen Zacken verwitternden
Palagonitwänden umrahmt, macht einen eigenartig fesselnden
Eindruck.
Es regnete fein aber beständig und an den
hochgelegenen Stellen wehte ein eisiger Nordwind, da war
es unten bei den Solfataren ungemein behaglich.
Welch wohlige Wärme strömte hier der Boden aus,
in dem es an hundert Stellen und Stellchen behaglich
schnurrend, wütend spuckend, kocht und brodelt, zischt
und faucht. Vorsichtig stapften wir, um alles in der
Nähe zu sehen, aber den von breiten Trockenrissen
gefurchten, doch halbfeuchten Tonboden, in dem die
Füße tief einsanken.
Möglichst suchten wir den Aufenthalt in dieser
angenehmen Temperatur in die Länge zu ziehen, dann
schieden wir von der schönen Krafla, um wieder hinauf
zu reiten auf die Höhen, in den Wind und den mit
Schnee vermischten kalten Regen.
Triefend erreichten wir nach einer Stunde den
berühmten Hrafntinnuhryggur (Rabenzinnenrücken).
Dr. Küchler hatte uns liebenswürdigerweise in Aku-
reyri besonders ermahnt, hier nicht vorbeizugehen.
Wie blitzten im spärlichen Licht die Zinnen des Hügels;
herrlicher tiefschwarzer Obsidian ist es, überall anstehend.
Nicht umsonst wurde das Packpferd mitgenommen, es
bekam hier seine kleine Ladung prachtvoller Handstücke,
die wir des Wetters nicht achtend, mit aller Sorgfalt
schlugen.
Nach einem scharfen dreistündigen Ritt ohne Auf-
enthalt waren wir nach elf Stunden um 7 Uhr abends
wieder am Zelt.
Am folgenden Tag begleitete mich Trygve zur
Paßhöhe am Námafjall. Während ich einige Stunden
male, beaufsichtigt er die Pferde auf dem Gras im Tale.
— Dreimal hüllt mich der Schneesturm ein und verbirgt
die infolge der Feuchtigkeit der Luft ultramarinfarbenen
Berge vor meinem Blick. Das Schneehäubchen des
Burfell scheint zusehends größer zu werden und in
diesen erzwungenen Arbeitspausen wünschte ich mich
frierend zur warmen Krafla, oder doch zu den im Tal
unter mir kochenden Schlammpfuhlen.
Um 4 Uhr trafen Trygve und ich am Zelt mit
Herrn Reck und Sigurđur zusammen. Die beiden
kamen von der entgegengesetzten Seite von einem
Streifzug durch die Lava zum Bláfjall.
Über den See wehte es kalt, bald hüllt sich der
hohe Vindbeigjarfjall ganz in Wolken und nicht lange
währt's, da kommen lustig und kraus
durcheinandergetanzt, vom Sturm getrieben, die ersten verstreuten
Flocken. Bald sind wir dicht in den sausenden
Schneesturm gehüllt, die Temperatur sinkt bedeutend.
Zwischendurch kommen wieder lichte Minuten,
feuerglühend sinkt die Sonne, wie Kupfer leuchtet der
schwarze Hverfjall von ihren Strahlen getroffen, aber
Sturm und Schnee gewinnen wieder die Oberhand und
zum ersten Mal frieren wir empfindlich. Wir suchen
uns damit zu trösten, daß die Kälte uns wenigstens die
am Mývatn allgemein gefürchtete Mückenplage fernhält.
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