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6. Tag; Snæfell

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Copyright © Dieter Graser

Freitag, 7. August 1998

Heute ist Ruhetag. Lange ausgeschlafen und ausgiebig gefrühstückt. Südwind und trockenes Wetter, ab und zu kommt die Sonne durch. Ein paar Isländer brechen zu einer Bergtour auf den Snæfell auf. Wäsche gewaschen und an den Zeltleinen aufgehängt. In der Hütte dann lange mit der sympathischen Hüttenwartin Rannveig geplaudert. Sie erzählt mir, daß sie hier nur für eine Woche ist, dann wird sie abgelöst. Die Hütte wurde vom Ferðafélag Fljótsdalsherað einer Sektion des Ferðafélag Íslands erbaut und von einem freiwilligen Hüttendienst der Damen der Sektion betreut. Die Versorgung erledigt nebenher "Tanni Travel" ein kleines Reiseunternehmen, das von Egilstaðir aus Tagesausflüge zum Snæfell und zum Brúarjökull anbietet. Bei dieser Gelegenheit lerne ich auch Philip Vogler kennen, als er mit einer Gruppe zu einer kleinen Rast in der Hütte einkehrt und ein paar Vorräte für Rannveig mitbringt. Er hat auch mein Freßpacket hierher gebracht und ich kann das Transportgeld gleich direkt bei ihm bezahlen. Er hat einen deutschen Familiennamen kommt selbst aber aus den USA und ist über irgendwelche Ecken mit der Bäuerin von Syðra Hvarf im Skiðadalur verwandt. Er hat meine Anschrift hier in Island auf dem Packet gelesen und erzählt mir, daß er natürlich auch Óskar und die Familie auf Dæli kenne. Die Welt in Island ist wieder mal klein wie eine Hosentasche und auf dieser Insel hätte mich auch etwas anderes verwundert.


Am Snæfell

Als er auf der Rückfahrt mit seiner Gruppe wieder an der Hütte vorbeikommt händigt er dort seinen Gästen Urkunden aus die bescheinigen, daß sie ihren Fuß auf den größten Gletscher Europas gesetzt haben. Er hat 5 Fahrgäste darunter eine ein etwas exotisch wirkendes Mädchen in einem knöchellangem Wollrock. Vielleicht nicht gerade die praktischste Wanderbekleidung in Island. Ich unterhalte mich etwas mit ihr und sie erzählt, daß sie aus Israel kommt. Ich überreiche Philip ein kleineres Packet mit meinen Grödeln, dem unbenutzten Eispickel und etwas überflüssigen Lebensmitteln. Er will gerne dafür sorgen, daß das alles nach Akureyri kommt. Diese Aktion war notwendig, um das Rucksackgewicht "erträglich" zu halten. Als Philip mit seiner Gruppe abfährt kehrt wieder Ruhe ein. Ich studiere die Landkarte an der Wand des Gastraumes auf der die Kraftwerkprojekte und die Ausdehnung der zukünftigen Stauseen eingezeichnet sind. Trinke mit Rannveig an einem Tisch am Fenster aus einer großen Thermoskanne Kaffee und sie erzählt mir, daß vor zwei Tagen ein Gruppe von Isländer hier war. Ein Mädchen aus Polen war bei Ihnen, sie hat sich während ihrer Aupair-Zeit in einen jungen Isländer verliebt und will nun hierbleiben ( ... ach ja, das Mädchen mit den netten Grübchen). Und nun muß sie dauernd an ihre eigene Tochter denken, die zur Zeit in Polen ist und dort auch eben einen jungen Mann kennengelernt hat. Irgendwie mußte sie diese Geschichte jemanden erzählen. Die Bergsteigergruppe kommt zurück zur Hütte und hat offensichtlich den Abstieg dazu genützt ein paar Vierzeiler zu schmieden an denen nun beim hochwillkommenen Kaffe noch etwas gefeilt wird.


Quellmoos

Der Himmel ist gegen Abend fast klar geworden und ich nutze das schöne Licht für einen ausgedehnten Photospaziergang. Zum Abendessen gibt es wie üblich vor einer neuen Etappe eine Riesenportion Spaghetti zum Kohlenhydrate bunkern. Nach Sonnenuntergang noch etwas beim Hüttenabend hospitiert. Alles sitzt in einem Kreis, es wird gesungen und Sketche werden gespielt. Auch die Vierzeiler werden in eine pantomimische Bergbesteigung eingebunden vorgetragen und beklatscht. Auch ein Witz über den legendären Geächteten "Fjalla Eyvindur" und die Kraftwerksgesellschaft wird zum Besten gegeben. Leider habe ich nur sporadisch etwas verstehen können und die genaue Handlung und die Pointe sind mir entgangen. Ziehe mich gegen 22:00 Uhr in mein Zelt zurück und packe schon mal etwas zusammen. Im Laufe des Tages habe ich versucht die Rückstände in meinen Aufzeichnungen aufzuholen.




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7. Tag Snæfell - Hrafnkeldalur