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Leichter Regen um 7:00 Uhr. Kein Grund zur Eile heute. Drehe mich um und schlafe weiter. Das
Frühstück um 8:00 Uhr wird nur noch von leichtem Nieseln begleitet, das schließlich ganz aufhört.
Um 10:00 Uhr ist alles gepackt und ich breche auf.
Quere das Tal zum Höfði und dann hinauf zur Ostseite des Sandfell. Von dort quert der Weg (ja, es
gibt nun einen erkennbarenWeg!) ein flaches Lavafeld hinüber zur Westseite des langezogenen
Höhenrückens Núpshlíðarháls und zur Ruine Hraunsel. Der Weg muß schon früher bestanden haben,
denn die flachen Basaltlagen sind von den Hufeisen der Pferde etwa 30 cm breit aber nur ein,
zwei Zentimeter tief, doch deutlich erkennbar ausgetreten. Bei Gefälle findet man sogar richtige
Stufen. Am Hangfuß des Núpshlíðarháls schöne, saftige Wiesen.
Keilir
Gegen 12:00 Uhr erreiche ich die
Überreste der "Alm" Hraunsel, von Gras überwucherten Legesteinfundamente des Torfgehöfts.
Mache Mittagspause und suche am Hang nach einer Quelle, denn wo ein Hof ist, da muß auch
Wasser sein. In den Tiefenlinien am Hang wächst das Gras zwar üppiger, aber ich finde kein
Oberflächenwasser. Ich gehe weiter, immer den Hangfuß entlang nach Nordosten. Im Norden steht
die einsame Pyramide des Keilir. Mit einem halben Auge suche ich den Hang nach
Hinweisen auf das Vorhandensein von Wasser ab. Die Hänge sind bis weit hinauf bewachsen, eine
Seltenheit, also müßten sie auch Niederschlagswasser speichern können, der Beweis sind die
Wiesen. Plötzlich höre ich es plätschern. Es kommt aus einem steilen Tälchen in dessen Grund ein
auffälliger, etwa 2 m hoher, quaderförmiger Basaltblock steht. Es ist nicht viel, aber immerhin
finde ich hier zum ersten mal Wasser! Es schmeckt herrlich. Ich lösche meinen Durst und fülle
noch meine Flasche auf. Hier begegnen mir auch 2 Damen mit Hund, die auf einer Tagestour sind.
Bis zum Spákonuvatn sind es noch 2 Kilometer. Den steilen Anstieg gehe ich sehr langsam an. Es
sind 200 Höhenmeter bis zu den Seen und noch mal 50 bis zum Paß. Trotz schwerem Rucksack
kein Problem - ich habe meinen Rythmus gefunden und bin jetzt, am dritten Tag, auch wieder "in
die Gänge gekommen".
Paß
Von der Paßhöhe habe ich einen einzigartigen Ausblick nach allen Seiten und ich lege eine lange
Pause ein. Über die Seen hinweg ist die ganze Küste von Reykjavík bis Keflavík zu überblicken und
im Norden leuchtet im leichten Dunst die flache Pyramide des Snæfellsjökull. Auf der anderen
Seite des Passes öffnet sich ein Tal in dessen saftig grüne Hänge sich ockerfarbenen Lehmreißen
geschnitten haben. Eindeutige Hinweise geothermale Aktivität.
Sveifluháls
Die schnell von Nordosten herziehenden Wolken lassen die Sonne wie einen
Scheinwerfer immer andere Teile der Szenerie beleuchten oder nehmen sie in dunkle Schatten
zurück. Beim Abstieg Tiefblick auf den bisher verdeckten See Djupavatn und auf die Hütte an
einem perfekt mäandrierendem Bach, in einer tiefgrünen Wiese. Lækjavellir, die "Bachebene", heißt
dieser idyllische Fleck.