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Während der Nacht ein paar Tropfen und ab und zu ziemlich starke Windboen,
die ganz unvermittelt
das Zelt trafen. Es ist 6:00 Uhr, dunkle Wolken am Himmel. Sand auf dem Zelt
- stammt wohl aus der Krossá.
Aber es ist wieder windstill und trocken. Aufbruch um 8:00 Uhr. Ui, ui, ui, ist der Rucksack jetzt schwer, wo die
volle Ausrüstung mit dabei ist! An
der Hütte vorbei geht es zuerst auf einem breit ausgebauten Spazierweg nach
NW, Richtung Húsadalur.
Bei jeder Steigung helfen Treppenstufen. Der ganze Weg wird überschattet von
hohen Birken - ein
Waldspaziergang - das gibt es nicht oft in Island. Dann auf einem schon
deutlich schmaleren Pfad nach NE. Es
geht langsam voran, denn es gibt kaum einmal ein flaches Stück. Nach etwa
einer Stunde durch buschartigen
Wald oder auch waldartiges Gebüsch erreiche ich die Þröngá mit ihrem
breiten
Hochwasserbett. Die ersten Rinnen können noch über größere Steine gequert
werden,
aber die Hauptrinne, direkt am Nordufer, muß gefurtet werden. Das Wasser ist
grau-braun trüb, hat
eine starke Strömung und ist gut knietief. Wald und Büsche sind am Südufer
zurückgeblieben.
Dann etwas mühsam, steil über den Höhenrücken Kápa zur Ljósá
über die eine Steg führt. Kurios, diese nur wenige Meter breite, aber etwa
zehn Meter tiefe Schlucht. Sie
durchschneidet eine Flußterrasse der weiter westlich fließenden Markarfljót.
Der obere Teil der
Schlucht wird fast vollständig von den Kronen der Birken ausgefüllt die sich
mit ihren Wurzeln an die
Schluchtwände klammern. Der Wind sorgt offenbar dafür, daß die Zweige der
Birken nur wenig
über den Schluchtrand hinauswachsen können. Endlich geht es flach dahin und ich kann "Kilometer machen". Allerdings
herrscht am Boden ein
stürmischer Nordwind während der Höhenwind aus Südosten kommt. Der Föhn
über dem Mýrdalsjökull beschert mir ein trockenes Loch am Himmel. Die
Föhnlücke
ist messerscharf abgegrenzt und ringsum sieht es sehr nach Regen aus. Es ist
viel Sand und Staub in der Luft, aber
Sturmhaube und Brille halten das meiste ab. Um 11:30 Uhr erreiche ich die Bjórgil. Zeit für eine Mittagspause im
Windschutz der Schlucht. Eine
Gruppe Isländer kommt aus der Gegenrichtung und auch sie machen hier Rast am
Bach. Ihre Führerin
habe ich schon am Samstag am Busbahnhof in Reykjavík gesehen - als ich sie
anspreche, ignoriert sie mich
vollkommen - ok, dann eben nicht! Mache mich nun regenfest. Keine Minute zu
spät, der Wind dreht auf Nordost
und stetig kommt es naß vom Himmel. Der Wind ist dennoch nicht schwächer
geworden und versucht
einen umzuwerfen. Weiter zur kleinen Schlucht Slyppagil und über die auf der
Karte mit Sandar verzeichnete
Verebnung. Schöner Blick auf den Canyon der Markarfljót, aber der Photo ist
wasserdicht verpackt
und bleibt wo er ist. Nach der Wegbeschreibung muß dann irgendwann der Bach
mit der "schönen Zeltmöglichkeit" kommen.
Anmerkung:
Entlang des Laugavegurs darf nur an den dafür vorgesehenen Plätzen an den
Hütten gezeltet werden. Das ist keine Schikane, oder Versuch die armen Wanderer
abzuzocken, sondern notwendig, um die Schäden an der Natur so gering wie möglich
zu halten!
Zuerst aber ein kurzer steiler Abstieg und dann
weiter nach Osten genau auf den
Entujökull zu. Sturm und Regen kommen jetzt genau von vorne. Da ist auch der
Bach. Trotz widrigen
Verhältnissen suche ich nach der "Wasserfalldusche". Sie ist zwar da, aber
heute sieht sie überhaupt
nicht einladend aus - gestern wäre wohl ein Tag dafür gewesen. Mit dem GPS
die Koordinaten genommen
und weiter. Ein guter Kilometer Luftlinie ist es nur bis zur nächsten Hütte, aber die
liegt auf einem höheren
Plateau und dazwischen die Schlucht der Fremri-Emstruá. In einer weiten
Schleife geht es weiter nach Osten
und dann in die Schlucht hinunter zur Brücke. Hoppla, hier ist
Trittsicherheit gefragt! Ein paar halbherzige Meter
Sicherungsseil und auf der anderen Seite geht es genauso steil und schmierig
wieder hinauf - und unten kocht der
Gletscherfluß. Nach der eigentlichen Schlucht folgt ein rechter Schinder von
Aufstieg. Tiefer, weicher Sand -
jeder Schritt rutscht zurück und es ist gnadenlos steil. Mit den Skistöcken
eingerechnet kieche ich auf
allen Vieren hinauf. Nach zwei Drittel des Hanges längere Verschnaufpause.
Oben geht es dann wieder nach
Westen auf die nun schon sichtbaren zwei Hütten zu. Am Bach vor den Hütten
gibt es doch noch ein paar
passable Möglichkeiten ein Zelt aufzustellen. Es ist einigermaßen eben auf
dem schwarzen Sand, - besser
geht es hier nicht und zwei Meter weiter plätschert der Bach. Die nassen Sachen ausgezogen, schnell ins Zelt und erst einmal eine Mütze
Schlaf geholt, wie ich mir das
auf Tour angewöhnt habe. Später Tee aus der Thermoskanne und Schokolade.
Trotzdem ist die Moral
nicht besonders gut. Alles ist feucht. Entweder ist der Anorak "fertig" oder
ich habe beim Aufstieg so geschwitzt.
Die Faserpelzjacke entsprechend und meine Isomatte jezt dito. In einer kurzen
Regenpause bei der Hütte
vorbeigeschaut. Nasse Franzosen, nasse Norweger und nasse Isländer und noch
etliche andere nasse
Nationen. Auch mein Zelt steht nicht mehr allein am Bach. Holländer,
Amerikaner und Schweizer. Zum
Abendessen Jägertopf. Moral nun schon viel besser! Es dächelet gleichmäßig.
Werde mich
früh in den Schlafsack zurückziehen und noch etwas lesen. Ach ja, gestern
Nacht soll es am
Álftavatn so gestürmt haben, daß kein Zelt unbeschädigt blieb - erzählten die
Schweizer.
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