1. Tag, Anreise

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Donnerstag, 11. Juli 2002


Während des Tages meinen Rucksack fertig gepackt und das Chaos in meinem Arbeitszimmer, das die letzte Woche als Materiallager herhalten mußte, beseitig. Bin gegen 20:00 Uhr, also eineinhalb Stunden vor dem Abflug, am LTU Check-in am Münchener Flughafen. Scheinbar zu spät, da die normale Abfertigung schon geschlossen ist. Nur noch der Night-Check-in ist auf. Der Rucksack ist wie immer Sperrgepäck und schließlich klappt mit viel Hektik dann doch noch alles und sogar der Abflug ist pünktlich. Der reservierte Fensterplatz rechts vorne garantiert mir freie Sicht. Über Norddeutschland sehe ich zum ersten mal vom Flugzeug aus Blitze in einer einzelstehenden Gwitterwolke halbrechts vom Kurs.Der Cumulus Nimbus hat einen schönen Amboß ausgebildet. Der erneute Sonnenaufgagn im Norden ist ein sicheres Zeichen, daß wir uns Island nähern. Die Wolken werden lockerer und ich habe den Blick auf den Skeiðarásandur. Die Hekla ragt aus einem Wolkenmeer und im Þjórsárdalur hängen Nebelschwaden. Schöner Blick auf den Hengill und die Halbinsel Reykjanes. Drüben die Lichter von Reykjavik in der Mittsommerdämmerung.

Landung um kurz vor Mitternacht. Noch vor der Paßkontrolle eine ewig lange Schlange am Wechselschalter der Bank. Habe noch 4000 Kr vom letzten Jahr, das sollte bis Morgen reichen. Mein Gepäck kam in München als letztes in die Maschine, dafür wird es jetzt als erster ausgeladen. Der Bus nach Reykjavík steht schon bereit und auch hier muß ich nicht lange warten. Habe wieder mal meine Reisemigräne und werfe zwei Aspirin ein. Passiert mir nicht zum ersten Mal. Der Bus bringt mich bis zur Jugendherberge und damit zu dem direkt daneben liegenden Campingplatz. Die Nacht ist hell, windstill und trocken. Schnell versuche ich mein Zelt aufzubauen. Dank der neuen Gummizüge die VauDe auf meine Reklamation hin eingezogen hat flutscht das Gestänge meines Hogans von allein ineinander. Seltsamerweise läßt sich aber der Gestängebogen über dem ausgebreiteten Zelt nicht spannen. Verblüfft stelle ich fest, daß das Kreuzungsstück falsch herum eingebaut ist. Die Wikung des Aspirins hat nachgelassen und mein Kopf will wieder zerspringen. Ich zerlege das Gestänge und setze das Teil richtig rum ein. Fertig? Nein, jetzt stimmt der Längsbogen nicht - er ist zu lang! Das Kreuzstück sitzt nun zu weit vorn. Also noch mal auseinanderdröseln und das Kreuzstück ein Segment weiter hinten einsetzen. Endlich läßt sich jeder Bogen spannen, aber die Zeltgeometrie stimmt noch immer nicht. Egal - für heute reicht es und wird schon halten. Das Scheißding hat mich eine Stunde gekostet, meine Schläfen pochen und mir ist übel. Endlich in den Schlafsack gekrochen und sofort wie tot eingeschlafen.


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