12. Tag, Skælingar - Eldgjá - Álftavatnakrókur

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Copyright © Dieter Graser

Montag, 22.Juli 2002


Bedeckt bei kalten Nordwind. Bin um 6:20 Uhr aufgewacht und schaffe den Aufbruch noch vor 8:00 Uhr - so schnell war ich noch nie. Dabei habe mich gar nicht extra beeilt. Die Isländer schlafen alle noch tief und aus den Zelten klingt leises Geschnarche.

Überquere mit zwei schnellen Schritten den kleinen Bach an einer flachen Stelle und nehme dann die Piste die erst ein ganzes Stück den ersten Hang hinauf - und auf dessen Rückseite wieder hinunter führt. Diese Übung hätte ich mir sparen können, wenn ich gleich den Wanderweg unten am Fluß genommen hätte. Mein erstes Ziel heute Morgen ist das Nordostende der Eldgjá, die hinter einem langen Bergrücken liegt. Dazu muß ich der Karte nach direkt nach dem ersten Bach den zu dem Bergrücken aufsteigen. Alle früh gewonnenen Höhenmeter sind verschenkt aber nun geht es nach dem Bach weglos den eigentlichen Aufstieg hinauf. Es ist ein gutes Stück Arbeit bis zur Kante der Eldgjá. Rechterhand ragt der Gjátindur als Abschluß der alten "Feuerspalte". Von hier aus könnte man gut weiter aufsteigen und hätte vom Gipfel eine tolle Aussicht. Oben, auf dem Rücken muß ich noch eine kleine Schlucht queren und habe dann den Blick hinunter in die Eldgjá. Den Abstieg wage ich hier nicht, obwohl ich von oben eine Pfadspur zu erkenen meine. Vielleicht ist es weiter am Gjátindur weniger steil und günstiger. Allerdings, wenn ich oben bleibe, dann habe ich sicher einen schönen Blick auf den Ófærufoss.

Ófærufoss
Habe gestern die Battereien des GPS gewechselt, die waren eh noch vom letzten Jahr drin. Der, wie ich annahm, frische Satz schwächelt aber auch schon. Mist, das war dann nicht ein Ersatzpacket vom letzten Jahr, sondern die gebrauchten, die ich nicht aus dem Rucksack genommen habe. Originalverpackt waren sie ja nicht mehr. Aber das mache ich meisten so. OK, dann werde ich mich also beschränken. Treffe auf der anderen Seite der kleinen Schlucht gleich auf eine Piste und folge ihr bis ich dem Ófærufoss, durch die tiefe Eldgjá getrennt, genau gegenüberstehe. Er sieht schon ganz nett aus, aber ohne die legendäre Naturbrücke ist er nicht mehr das, was er mal war. Trotzdem ist er einer der Hauptattarktionen im Fjallabak und zieht zusammen mit der Eldgjá viele Besucher an. Die Sonne meint es nicht gut mit mir und lange warte ich darauf, daß mir ein Wolkenloch Licht auf den berühmten Wasserfall gibt - vergebens, die Scheinwerferstrahlen wandern immer vorbei.

Hier heroben weht ein kalter Wind und bevor ich ganz auskühle mache ich mich auf den Weg und steige langsam zur Fjallabak Piste ab. Dort darf ich die Ófæruá und den Strangakvísl in einem Aufwasch furten. Ich mache das nicht an der offiziellen Furt, sondern etwas oberhalb, dort ist es zwar oberschenkeltief , aber die Stelle ist einfach hübscher. Auf der anderen Seite angekommen mache ich Mittagspause in der Sonne und beobachte zwei niederländische Landrover. Riesentamtam wegen dem bißchen Furt - es ist sicher ihre erste. Sie sind eine halbe Stunde damit beschäftigt. Das Nächste Schauspiel bahnt sich an, als ein Tourisenpaar mit einem Nissan Primera Leihwagen an die Strangakvíslfurt kommt. Das Drama schaue ich mir nicht mehr an sondern stiefle wieder los.

Álftavötn
Nach etwa einem Kilometer verlasse ich die Piste F208 an einem alten Abzweig und versuche direkt zum Wanderweg Hólaskjól - Álftavatnakrók abzukürzen. Ich stehe jedoch bald vor einem steil eingeschnittenen und etwa 4 Meter tiefen Graben. Muß erst einen günstigen Übergang suchen. Erst geht der Abstieg ganz gut, aber auf den letzten zwei Metern kommt die ganze erdige Böschung ins Rutschen ich fahre sie unfreiwillig auf dem Hosenboden ab - Hoppla. Immerhin schaffe ich es auf der anderen Seite, wenn auch ziemlich eingedreckt, wieder aus diesem Mistgraben herauszuklettern. Ich kreuze die Piste F233 auf der Höhe der Hochspannungsleitung. Der Piste zu folgen würde einen ziemlichen Umweg über den Höhenrücken Axlir bedeuten und so halte ich direkt auf die Syðriófæra zu. Nach der Karte sollte sich der Wanderweg auf der anderen Flußsetie befinden, aber ich finde auch schon diesseits einen Reitweg. Was soll's. Die Furt der Syðriófæra ist breit und anspruchsvoll. Freundlicherweise gibt es ein paar Sonnenstrahlen zum Aufwärmen. Meine Suche nach dem Weg ist wenig erfolgreich. Ich muß immer höher steil den Hang hinauf um tief eingeschnittenen Erosionsrinnen auszuweichen. Was ich finde sind allenfalls Schafpfade, aber keinen Weg. Bin weit über dem Fluß und sehe unten wieder den Reitweg - am anderen Ufer. Mittlerweile dämmert mir, daß der Reitweg der richtige Weg gewesen wäre. Ich schwenke um eine Bergflanke und kann im Süden schon die Hütte an den Álftavötn sehen. Schräger Abstieg zu einer schönen Furt und dann den Windungen des idyllischen Baches folgend bis zur Hütte.

Bach
Inzwischen ist es richtig warm geworden. Schönste Sonne, Bachgeplätscher, fette Wiesen, Wollgras, ein tiefblauer See, Wasserfälle und ein klarer Bach nach dem anderen. Die Isländer, hatten mir in den letzten Tagen viel von dieser Hütte und ihrer schönen Lage erzählt. Das war nicht untertrieben! Bin kurz nach 15:00 Uhr angekommen und baue mein Zelt zwischen zwei Bächen auf. Gleich in der Nähe ist ein Quelltümpel in dem ich ein kurzes Bad nehme. Lasse mich vom Wind trocknen und liege dann nackt im weit geöffneten und sonnendurchwärmten Zelt. So kann Island sein! Höre von Ferne Stimmen einer ankommenden Gruppe. Sie bauen ihre Zelte unten am Seeufer auf. Ich mache einen Photoausflug meinen Zeltbach hinauf. Thema: Wasser. Experimentiere viel mit den Belichtungszeiten herum. Statte auch den Neuankömmlingen einen Besuch ab. Es ist eine private Gruppe von Freunden. Sie kommen von Landmanalaugar und sind über den über den Torfajökull gegangen. Gehe dann noch zu den beiden Wasserfällen auf der anderen Seeseite.

Hütte an den Álftavötn
Nach dem Abendessen besichtige die neugebaute oder umgebaute Hütte. Auch sie hat dicke Seitenwänden aus unbehauenen Lavablöcken und einen offenen Dachstuhl. Ein hoher, uriger Raum, zwei Tische, Gaskocher und -heizung. Die Hütte bietet Platz für etwa 18 Personen. Bin voll zufrieden mit dem heutigen Tag, dem ersten auf dem sogenannten "Strútsstígur". Habe im Rucksack doch noch einen Satz ungebrauchte Batterien für mein GPS gefunden!


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