22. Tag, Fossá - Helgaskáli

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Dienstag, 1. August 2002


Hekla
Der Wecker piepst - ich döse weiter bis mich die Sonne weckt. Wie bitte? Sonne???? Vorsichtig luge ich aus dem Zelt. Tatsächlich Sonne! Keine Wolke am Himmel! Nur ein paar Nebelbänke im Þjórsátal und um den Fuß der Hekla. Von dem breiten, sanft abfallenden Bergrücken, auf dem ich mich befinde, habe ich eine phantastische Fernsicht. Frühstücke und gehe dann noch mal hinunter zu der dem Háifoss gegenüberliegenden Schluchtseite.

Fall
Noch ist der Wasserfall im Schatten. Nach einer halben Stunde ist die Sonne so weit gewandert, daß sie den etwa 100 m hohen Fall beleuchtet. Ganz optimal ist das Licht auch jetzt nicht, denn die Gischtwolke am Fuß des Falles liegt noch im Schatten der Schlucht. Gegen Mittag werden wohl die besten Lichtbedingungen herrschen, dann steht die Sonne in der Verlängerung der Schlucht und scheint in sie hinein. Finde aber noch andere lohnende Motive.

Zurück zum Zelt und zusammengepackt. Es ist 10:00 Uhr bis ich loskomme. Als erstes darf ich gleich einmal die Fossá furten. Die Sonne scheint mächtig vom Himmel und es bilden sich nicht einmal Schönwetterwolken. Die Piste pendelt um die Masten der Überlandleitung herum und manche Steigung wird mit ein, zwei Kehren genommen. Wichtig ist, daß jeder dieser Doppelmasten von der Piste aus erreichbar ist. Das zwingt der Wegführung eine eigene und besondere Logik auf, die nicht unbedingt der eines Wanderers entspricht. Auch tragen die Gittermasten nicht unbedingt zur Verschönerung des Landschaftsbildes bei. Aber das muß man in Kauf nehmen und akzeptieren, wenn man einen Weg geht der "Línuvegur" heißt. Die Piste ist oft ziemlich steinig und uneben. Mit dem Mountainbike ist sie sicher kein Zuckerschlecken.

Laxá
Bin heute schon wieder nicht in Gehlaune. Trotz dem schönsten, denkbaren Wetter wälzt mein Kopf Probleme. Gehen fördert das Denken, aber sbschalten kann ich es nicht. Die Landschaft ist zwar nicht langweilig aber auch nicht spektakulär. Der Weg läuft quer zu zu der tektonischen Hauptrichung Islands. Die führt von Südwest nach Nordost und nach ihr richten sich alle großen Landschaftsstrukturen aus. Das heißt der Wege fürt quer zu allen Tälern und den moosig, grünen Höhenrücken des Hochlandes zwischen Þjórsá und Hvítá. Nach 6 Kilometern erreicht die Leitung das steil eingeschnittene Tal der Svartá und schwingt sich mit durchhängenden Kabeln darüber hinweg. Die Piste kann ihr hier nicht folgen und weicht einen guten Kilometer nach Süden aus um das dort flachere Tal zu queren. Zu Fuß habe ich hier kein Problem. Am Gegenhang sehe ich einen kleinen Tobel durch den ich wieder aus dem Tal hinaufsteigen kann. Also turne ich die etwa 30 Höhenmeter steil hinunter und komme zu dem hübschen Bach an dem ich spontan eine Pause einlege und mich in die Sonne fläze. Endlich ist der Kopf wieder frei von belastenden Gedanken. Dann weiter und den Hang hinauf zur Piste unter der Leitung. Als nächstes ist die Stóra Laxá zu furten. Sie ist breit, tief und kristallklar. Mir begegnen die ersten zwei Autos an diesem Tag. Der erste Fahrer grüßt freundlich zurück, der zweite in seinem Superjeep gibt sich arrogant. Eine halbe Stunde später komme ich zum Skærningsdalkvísl und einen Kilometer weiter zum zweiten Mal zur Laxá. Bei dem Wetter sind Furten wirklich kein Problem. Man genießt die frische Kälte des Wassers als Wohltat und danach sitzt man auf einem Moospolster und läßt sich von Sonne und Wind die Füße trocknen. Keine hundert Meter nach der Furt kommt die Hütte Helgaskáli in Sicht und ich stehe schon wieder vor einer Furt der Laxá. Die Piste geht tatsächlich wieder zurück ans andere Ufer zur Hütte und verläßt dabei die Hochspannungsleitung. Noch bin ich mir nicht ganz über den richtigen Pistenverlauf im Klaren (furten oder nicht furten?)

Laxá
Mir gefällt der Platz hier und für heute reicht es. Ich verbringe einige Zeit damit einen ebenen Fleck zu finden und baue mein Zelt schließlich nur wenige Meter vom Wasser entfernt auf. Gleich neben dem Zelt hat der Fluß eine schöne, tiefe Stelle. Gute Gelegenheit für ein Vollbad. Ich tauche ganz unter. Die Sonne hatte den ganzen Tag Zeit das Wasser soweit aufzuwärmen, daß man länger als nur 10 Sekunden drin bleiben kann ohne einen Herzkasper zu bekommen. Danach mich von der Sonne trocknen lassen und dann Abendessen gekocht. Ich bin satt und sauber. Die Sonne durchwärmt das Zelt und ich döse kurz ein. Später mache ich einen kleinen Ausflug zur Helgaskáli Hütte auf der anderen Flußseite. Die Furt ist ziemlich tief (ca 70 cm), aber die Strömung nicht besonders stark. Die Hütte ist von einer Gruppe Isländer die mit Pferden und Begleitfahrzeugen unterwegs sind besezt. Unterhalte mich noch etwas mit einem Isländer bis der aus der Hütte heraus zum Essen gerufen wird. Noch mal durch die Laxá zurück zum Zelt. Bis 22:30 Uhr an den Aufzeichnungen. Durch das klare Wetter ist es ungewohnt hell. Nur im Norden und über dem Langjökull stehen einige Lentis. Heute Nacht könnte es frisch werden.


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