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Flüsse und Furten

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Furten und Tourenplanung Wassertiefe
Wahl der Furt Wassertemperatur
Technik des Furtens Sicherheit

Furten und Tourenplanung

Schon bei der Tourenplanung empfiehlt es sich auf der Karte das Einzugsgebiet der Gewässer näher anzuschauen. Wird der Bach von einen Gletscher gespeißt, dann wird sein Wasserstand entsprechend dem Sonnenstand einen verzögerten Schmelzwassertagesgang aufweisen. Der Maximum des Schmelzabflusses ist dann in Gletschernähe am späten Nachmittag und das Minimum in den Morgenstunden zu erwarten. Gletscherbäche erkennt man an ihrer milchig, trüben Färbung, der sogenannten Gletschermilch, die vom fein zerriebenen Gesteinsmehl kommt. Die Sichttiefe in einem solchen Gletscherwasser kann unter 5cm betragen. Auch der Name des Gewässers kann schon Aufschluß über den Charakter des Gewässers geben. Flüsse wie Jökulsá, Jökulsfall, oder -kvisl enthalten den Gletscher schon direkt im Namen. Der Name Hvítá, "weißer Fluß", spielt auf die weißliche Färbung des Gletscherwassers an. Der Name der Blandá leitet sich von einem Getränk ab für dessen Zubereitung Wasser und Molke gemischt werden und ebenfalls eine weißlich, trübe Färbung hat.
Heißt ein Gewässer dagegen Svartá "schwarzer Fluß" oder Bergvatn so ist es ein reiner Gebirgsfluß mit klarem Wasser. Eine "Lindá" ist ein Fluß der aus einer (großen) Quelle entspringt. Zum Beispiel am Rand eines Lavafeldes. Von einer Lindá ist klares Wasser und ein sehr ausgeglicherer Abfluß zu allen Jahreszeiten zu erwarten.
Es lohnt sich auch zu untersuchen ob oberhalb der geplanten Watstelle das Gewässer einen bedeutenden oder gleichrangigen Zufluß hat, denn es ist besser zwei Bäche zu queren, als einen Fluß. Größere Flüsse können eventuell auch nur an ihren Oberläufen gequert werden, wo sie sich aus vielen kleinen Bächen sammeln. Die sich nach oben verzweigenden Zuflüsse eines größeren Gewässers werden, abgeleitet von dem Bild der Zinken einer Gabel, im isländischen als "kvísl" bezeichnet. Die Blöndukvíslar im Nordosten des Hofsjökul sind demnach die Quellbäche der Blandá.

Auf den letzten Metern beim Furten der Svartá. Trotz des Namens ein Gletscherfluß mit dem typisch michig-trüben Wasser (alter Kjalvegur, nördl. des Hofsjökulls) - Ausnahmen bestätigen eben die Regel!
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Wahl der Furt

Nähert man sich einem zu furtenden Fließgewässer hat man meist die Möglichkeit sich von einer Terassenkante oder einem etwas erhöhten Punkt aus einen Überblick über die Situation zu verschaffen.

Wie stark ist die Strömung? Ist die Wasseroberfläche ruhig oder weist sie stehende Wellen auf? Vorsicht bei schwacher Strömung: am Grund kann sich tiefer, feiner Sand als sog. Quicksand abgelagert haben. Quicksande können in allen Gebieten mit glazigenen Sedimenten vorkommen. Die feinen Korngrößen der Gletscherablagerungen (Gletschertrübe) können größe Mengen von Wassermolekülen an sich binden und die Ablagerungen scheinen trocken und standfest. Unter mechanischer Belastung, vor allem unter Vibrationen, gehen diese Bindungen wieder verloren und der scheinbar feste Sand kann sich schlagartig verflüssigen. Quicksande können eine tödliche Gefahr darstellen! Bei Verdacht besser eine Stelle mit höherer Strömungsgeschwindigkeit und felsigem Untergrund suchen. Gerät man beim Furten auf weichen Untergrund, nicht stehenbleiben sondern zügig weitergehen und den Fuß jeweils nur einmal belasten!

Teilt sich der Fluß und gibt es Kiesinseln? Bildet er mehrere Arme innerhalb seines Hochwasserbettes? Es ist besser mehrere kleiner Arme zu queren als einen breiten Hauptstrom. Man bricht damit ein größeres Problem in kleinere Teilprobleme herunter. Auf Kiesinseln hat man hat die Möglichkeit sich auszuruhen, sich wieder aufzuwärmen und die nächste Rinne zu studieren, bevor man die nächste Furt angeht.
Auch knapp überspülte Kiesinseln teilen den Hauptstrom. Die besten Stellen zum Furten von einzelnen Stromarmen sind meist am unteren Ende von Kiesinseln. Der Stromarm wechselt hier die Seite und fließt hier über eine breite, flache Schwelle die sich durch Wellenbildung an der Oberfläche bemerkbar macht. Am Übergang zwischen dem leicht aufgestautem Wasser oberhalb der Schwelle zu dem über das größere Gefälle schneller abfließende Wasser unterhalb der Schwelle, ist die Wasertiefe am geringsten und es haben sich noch keine Stömungsrinnnen ausgebildet

Wo verläuft der Stromstrich? Vorsicht wenn er vor dem gegenüberliegendem Ufer verläuft man stellt dann unter Umständen erst seht spät fest, daß man die letzten fünf Meter nicht mehr schafft. Deshalb möglichst nie in einer Flußbiegung von innen nach außen, also vom Gleithang zum Prallhang furten.

Führt das Gewässer Hochwasser? Vorsicht, starke Strömung an einer sonst unproblematischen Furt. Bei erhöhten Wasserstand können tiefere Rinnen mit meterhohen Stufen im trüben Wasser verborgen sein, deshalb unbedingt sorgfältig sondieren. Bei starker Strömung können am Grund auch größere Steine durch das Wasser bewegt werden (Geschiebetrieb) und zu Verletzungen führen.
Hochwäser könne durch starke Regenniederschläge oder durch Schnee- und Eisschmelze verursacht werden wobei Regen auf Schnee oder Eis noch zusätzlich Schmelzwasser freisetzen kann. Eine Hochwasserwelle steigt als Reaktion auf ein Niederschlagsereinis zwar zeitverzögert aber kräftig an um nach dem Maximalstand langsam abzufallen um sich dem normalen, dem so. Grundabfluß anzunähern. Dieser Abfall kann sich über mehrere Tage erstrecken. Bei strahlungsbedinger Schneeschmelze zeigt der Schmelzwassergang eine mehrstündige bis halbtägige Verzögerung gegenüber dem Strahlungstagesgang. Bei mehrtägigen Schönwetterperioden setzen die jeweiligen täglichen Schmelzereignisse auf dem abfallenden Abflußereinis des Vortages auf. Schneeschmelzabflüsse können sich dadurch zu einem Hochwasser aufschaukeln.

Wo sind Spuren von Geländefahrzeugen? Geländefahrzeuge furten oft nicht an der für einen Fußgänger günstigsten Stelle. Fahrzeuge können an der Ein- und Ausfahrt einer Furt keine hohen Stufen überwinden und müssen alle die gleiche Stelle benutzen. Schwere Fahrzeuge wie Busse vertiefen häufig eine Furt zu einem ovalen Becken. Die ruhige Wasseroberfläche zeigt tieferes Wasser an. In diesem Falle ist stromab meist eine bogenförmige Schwelle mit geringerer Wassertiefe zu finden.

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Technik des Furtens

Zur Vorbereitung des eigentlichen Furtens Trekkingsandalen anziehen. Bergstiefel am Rucksack befestigen und unverlierbar sichern. Niemals versuchen die Stiefel über den Bach zu werfen! Hosen soweit wie möglich hochkrempeln oder ausziehen. Hüft- und Brustgurt des Rucksacks öffnen. Trekkingstöcke auf maximale Länge verstellen und gut fixieren.

Bei starker Strömung möglichst quer zur Fließrichtung und mit dem Körper gegen die Strömung gewandt furten. Nie den Rücken zur Strönung kehrern! Langsam bewegen, denn der Widerstand wächst im Quadrat zur Geschwindigkeit und sorgt für eine hohe "Bugwelle".

Einmal im Wasser bewegt man sich nach der Dreipunkttechnik vorwärts. Drei der vier Fixpunkte (zwei Füße und zwei Stöcke) sind immer belastet und fix. Macht man einen Schritt sind die Stöcke fest und belastet. Versetzt man einen Stock bleibt man mit beiden Füßen stehen. Durch drei Stützpunkte steht man auch in starker Strömung stabil. Kann man nur einen Stock verwenden so ist man beim Vorwärtsgehen zwangsläufig immer in einer instabilen Phase.

Bei der Dreipunkttechnik kommt den Trekkingstöcken eine unterschiedliche Funktion zu. Der der "Stromabstock" wird mindestens einen Meter unterhalb des Körpers eingestetzt und dient als Stütze gegen den Wasserdruck. Der "Stromaufstock" sondiert die Wassertiefe und wird vor dem Körper geführt. Nur beim Umsetzen des "Stromabstockes" wird der "Stromaufstock" belastet.

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Wassertiefe

Die meisten Fließgewässer im Hochland kann man von ihrem Charakter her alpinen Wildbächen vergleichen. Bis zu Knietiefe (ca. 50 cm) ist der Strömungsdruck noch relativ gering. Bis zu Oberschenkeltiefe (bis ca. 80 cm) nimmt der Wasserdruck derart zu, daß einem die Füße vom Grund weggerissen werden können. Meiner Erfahrung nach ist, wenn "edlere Teile" in Gefahr sind naß zu werden, auch schon der Wasserdruck zu hoch um gefahrlos furten zu können. Sofort umkehren und eine geeignetere Furt suchen!

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Wassertemperatur

Irgendjemand hat einmal gesagt,daß es in Island zwei Arten von Bächen gibt. Die mit 4 °C und die mit weniger als 4 °C. Da ist was dran, denn wenn unser Bach nicht gerade Varmá oder Varmalækur heißt, dann wird er nicht von heißen Quellen gespeist. Eine Furt ist in jedem Fall ein erfrischendes Erlebnis. Ist das Gletschertor noch in Sichtweite dann darf man sich auch auf Wassertemteraturen um die 0 °C gefasst machen. Auf dem Efirðingavegur am Nordrand des Hofsjökull entlang darf man an einem Tag 10 (breite) Flüsse diese Typs furten. Sicher ist Kälteempfinden auch subjektiv und deshalb man sollte auch eine wenig zimperliche Grundeinstellung zur Furt mitbringen. Fließendes Wasser im 0°C Bereich wird schon nach weniger als einer Minute als sehr schmerzhaft empfunden. Es empfiehlt sich breite Furten zügig und entschlossen zu queren bevor die Muskulatur anfängt sich zu verkrampfen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie schnell man wieder warme Füße bekommt, sobald man sie abgetrocknet hat und wieder in die Socken und Stiefel geschlüpft ist. Für die Anregung der Durchblutung scheint es nichts besseres zu geben als eine solche "Kneipp-Anwendung". Ein Schluck heisser Tee nach der Furt bewirkt ebenfalls kleinere Wunder

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Sicherheit

Bei einem Sturz im Wasser muß man sich sofort vom Rucksack befreien, denn es wird einem kaum möglich sein mit einem 25 kg Rucksack im Wasser liegend aufzustehen. Das geht aber nur, wenn man schnell genug aus den Schlaufen der Trekkingstöcke kommt. So nützlich sie beim abstützen sind, in diesem Fall können sie hinderlich sein. Erst dann kann man sich um die Bergung seines Rucksacks kümmern.

Generell muß gelten: Die Sicherheit geht vor! Lieber umkehren und eine Tour abbrechen als ein unnötiges Risiko eingehen!
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