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Gegen halb sieben aufgewacht. Der Snæfell steckt in einer dünnen Wolkenschicht. Ich habe hiere
extra zwei Tage eingeplant um bei gutem Wetter auf den Gipfel des Snæfell steigen zu können.
Es sieht heute nicht so toll aus, aber ich werde es trotzdem versuchen!
Während des Abstieges bessert sich das Wetter fast schlagartig. Die vorher einheitliche Wolkendecke
löst sich auf und die Kverkfjöll im Westen werden wieder sichtbar. Allein der Gipfel des Snæfell hat
sich noch
dichter mit einer Wolke zugepackt. Habe gute Sicht auf den Brúarjökull. Kann keine auffällige Spaltenzonen
erkennen. Ein Fernglas zu haben wäre jetzt nicht schlecht. Trotzdem, der Gletscher sieht gut aus und das
beruhigt mich. Bin zuversichtlich, daß die Querung möglich ist. Versuche ein Panoramabild aufzunehmen.
Wieder am Gletscherbach angekommen treffe ich zwei der Ungarn, die noch hoch zum Gipfel wollen.
Wegmarkierung
Kurz nach 8:00 Uhr mache ich mich auf den Weg. Die Ungarn schlafen noch. Zuerst auf der Piste nach Süden und
dann den gelb-roten Pflöcken folgend leicht ansteigend den Hang entlang. Erfeulicherweise ist der Weg
gut markiert und deutlich ausgetreten. Trotzdem nehme ich mit dem GPS Wegpunkte auf. Zum Aufwachen ist ein
Gletscherbach in einer hübschen Schlucht zu furten. Der Ausstieg aus der kleinen Schlucht führt über
ein steiles Altschneefeld. Dann geht es zügig bergan. Gut 250 Höhenmeter weiter, quert man einen
steilen Nordhang unter dem Punkt 1349 nach Osten. Dann wieder steil hinauf zu einem quer verlaufenden
Gratrücken auf dem man schon von weitem eine große Steinwarte erkennen kann. Der Karte von M&M nach
dürfte man sich nun in die nächste Schlucht stürzen,
sich dort zusammenklauben und dann die extrem steilen Schutt und Schneefelder der Südflanke des Snæfell
erklettern. Wer diesen Weg in die Karte eingezeichnet hat, dem gehören die Löffel langgezogen. Logischerweise
folgt der Weiterweg dem Grat, aber das zu beweisen schenke ich mir. Hier auf 1360 m befinde ich mich
exakt an der Wolkenbasis und immer mal wieder senkt diese sich und ich stecke mitten in der Suppe.
Weiter aufsteigen bringt jetzt nichts.
Aufstieg
Eine Wanderergruppe von etwa einem Dutzend Amerikanern und Briten kommt im Geschwindschritt den letzten
Hang herauf. Gemeinsam machen wir Pause. Nette Leute - beim Verteilen von Trockenobst und Keksen werde ich
mit einbezogen. Nach einer Viertelstunde Rast brechen sie mit ihrem Guide auf zum Gipfel - steht wohl im
Programm. Aber heute nicht auf meinem. Die Sicht nach Südosten zum Eyjabakkajökull ist zeitweise recht gut
und ich kann meine Route von 1998 erkennen. Ich gehe noch auf dem Grat ein Stück nach Süden.
Es ist phantastisch
wie sich selbst im Frostschutt auch nur wenige Dezimeter breite Gesteinswechsel durch unterschiedliche
Verwitterung und Farbwechsel bemerkbar machen. Bei Sonne müßte der Grat in einem Streifenmuster aufleuchten.
Ungarnzelt
In der Hütte Kaffeetrinken mit der Hüttenwartin Þórný. Unterhalte mich dann lange mit einem der beim
Zelt zurückgebleibenen Ungarn. Sie wollen von den Kverkfjöll über den Vatnajökull zu den Grimsvötn und dann
nach Nýidalur - die lassen aber auch nichts aus! Im Zelt gedöst und an den Aufzeichnungen. Nach dem
Abendessen noch mit den Ungarn geredet. Sah schon lustig aus. Vier sitzen im Zelt, warten bis der Fünfte
draußen das Essen gekocht hat und witzeln über ihn. Werfe (wider besseres Wissen) zu seiner Verteidigung ein,
daß Männer eh die besseren Köche sind. Quasi als Antwort bekomme ich aus dem Zelt ein längliches, rundes
Packet herausgereicht: "That's for you - original hungarian Salami!" Ich bin platt und versuche eher hilflos
und sicher nicht glaubhaft abzuwehren, denn das Waser läuft mir schon im Mund zusammen. Ihre
Expeditionsvorräte haben schon lange vorher nach Island geschickt und an jeder Hütte warten wieder
neue Salamis.
Sie wollten eigentlich heute Abend noch Richtung Brúarjökull aufbrechen, aber die zwei die auf den Snæfell
waren (sie hatten gegen Abend freie Sicht!) sind zu müde und so verschieben sie den Aufbruch auf morgen.
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