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3. Tag, Búland - Hólaskjól

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Copyright © Dieter Graser

Sonntag, 18. Juli 1999


In der Nacht leichter Regen auf dem Zelt. Gegen 5:00 Uhr aufgewacht aber wieder eingeschlafen. Ein Stunde später der Wecker. Draußen steht dichter Nebel. Der kleine Wasserfall ist gerade noch zu erahnen. Die Nebeldecke sieht nach oben dünn aus und so erwarte ich einen schönen Tag. Trotz saumseligem Frühstück Aufbruch genau um 8:00 Uhr. Wie erwartet ist der Nebel inzwischen gestiegen und löst sich weiter auf. Kurz vor dem Hof Búland geht es ziemlich steil nach links den Berg hinauf.

Inzwischen kommt schon die Sonne durch und ich gerate mächtig ins schwitzen. Etwas kühlender Wind täte jetzt gut. Schöner Blick nach Westen auf den Mırdalsjökull - Weiß über Grün. Es geht flach über eine sumpfige Hochebene und es ist unglaublich welches Aufheben diese Vögel um einen harmlosen Wanderer machen können. Besonders diese schwarz-weißen "Regenpfeifer" mit dem geraden, roten Schnabel. Ihr Ruf zieht sirenenartig hoch um dann in ein laut meckerndes Stakato überzugehen. Diese Vögel waren mir auf den anderen Touren nie aufgefallen. Vielleicht sind sie auch nur in Küstennähe zu finden (sollte mich da mal schlau machen). Mit der Zeit wird es wirklich warm und sonnig. Überall bilden sich kleine Cummulanten und über den Bergen. Richtung Landmanalaugar haben sie sich schon kräftig entwickelt und lassen die ersten Schauer niedergehen. Langsam kommt etwas Südostwind auf. Ein junges italienische Paar hält mit seinem Leihwagen an und sie erkundigen sich über die weiteren Straßenverhältnisse. Können kaum Englisch - sie hat ein Wörterbuch auf dem Schoß. Sie wollen mich sogar mitnehmen - nein danke.

Mırdalsjökull

Später sonnige Pause an einem kleinen Bach. Das "was kostet die Welt" Gefühl ist wieder da! Noch ein kräftiger Anstieg und dann der kurze aber steile Abstieg zur sumpfigen Ebene Kálfasléttur. Frühe Mittagspause um 11:30 Uhr. Auf der Kálfasléttur Begenung und kurzer Plausch mit einem schweizer Radler. Im Osten, Richtung Vatnajökull, zeigen sich die ersten großflächigen Schauerwände die nach Westen treiben. Nach der moorigen Kálfasléttur kreuzt die große Ost-West Hochspannungsleitung die Piste und es geht flach in das Tal der Skaftá hinunter. In der Ferne ist schon die Hütte Hólaskjól zu erkennen und auch, daß es dort regnet. Wie festgenagelt hängen dort die Wolken im Stau der Berge. An der Brücke über die Ófæruá sığri ziehe ich die Regenklamotten an. Bisher ging ich den ganzen Tag im Hemd. Kaum vorstellbar, daß das ganze breite Tal einmal von einem glühenden Lavastrom erfüllt war der sich bis zur Küste wälzte und das größte in historischer Zeit entstandene Lavafeld bildete. Inzwischen regnet es in dicken Tropfen und die letzten Kilometer zur Hütte ziehen sich.

Ich habe noch genug Einsamkeit vor mir und so beschließe ich den schönen grasigen Zeltplatz der Hütte zu benutzen, auf dem schon eine kleine Zeltstadt von Iceland Safari steht. In einem nahegelegenen Pferch warten geduldig etwa 20 Pferde. Baue mein Zelt etwas abseits auf einer fetten Wiese auf. Es ist erst gegen 15:30 Uhr und die Intensität des Regens schwankt zwischen Nieseln und halbem Wolkenbruch. Räume alles einigermaßen trocken in mein Zelt und besuche dann die Hütte. Lasse Anorak und Überhose atropfen und kann mich an der üblichen Kaffeekanne bedienen. Längeres Gespärch mit einer Dame aus Frankreich die heute einen Ruhetag einlegt und ihre offensichtlich gut organisierte Wandergruppe allein durch den Regen stiefeln läßt. Zwischendurch mal ein "richtiger" Wolkenbruch wobei im Süden, der Küste zu immer etwas blauer Himmel zu sehen ist. "Das geht den ganzen Tag schon so ..." erklärt die freundliche Hüttenwirtin und stellt eine neue Kanne mit frisch aufgebrühtem Kaffee auf den Tisch.

Als es schließlich zu regnen aufhört gehe ich zu meinem Zelt, koche mir ein "Huhn in Curryreis" und widme mich den Aufzeichnungen. Es hat doch tatsächlich seit über einer Stunde nicht mehr geregnet! Breche noch zu einem Abendspaziergang in die Schlucht unmittelbar hinter der Hütte auf und sehe mir den schönen Wasserfall an.


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4. Tag Hólaskól - Steingil