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Gehorche widerwillig dem Wecker. Draußen absolut klarer Himmel - keine Wolke zu sehen! Allein
mein Zelt steht im Schatten eine etwa 50 m hohen Berghanges. Gegen 8:00 Uhr hat auch mein
Zeltplatz die ersten Sonnenstrahlen. Start um 8:20 Uhr.
Erst die 200 m zum Nordende des Sees und dann über das im Sand ertrunkene Lavafeld des
Veišivatnahrauns auf einen auffallenden Berg (815 m) mit einem felsigen Gipfelplateau zu. Ich bleibe
dabei westlich einer markanten Kraterreihe. Das Lavafeld ist sehr gut zu gehen. Der Sand zwischen
den einzelnen Lavatrümmern ist fest und ich sinke nur wenig ein. Nach knapp zwei Stunden erreiche
ich die Piste nach Jökulheimar. Im Westen hebt sich blendend weiß die flache Kuppel des Hofsjökulls
mit den Hásteinar und dem Arnarfell über den Horizont. Aber noch kaum ein Gedanke an den
Rückweg, der dort vorbeiführen soll. Weit vor mir liegt die breite Zungenfront des Tungnaájökulls.
Das Eis ist schuttdurchsetzt und erscheint aus der Ferne blauschwarz. Vor mir liegt ein flaches,
mehrere Kilometer breites Tal, das im Norden und im Süden durch felsige Höhenzüge begrenzt wird.
Auf den nächsten 13 km gibt es kaum Abwechslung. Alle hundert Meter vielleicht einmal ein
Grasnelkenpölsterchen mit 2-3 Blüten. Sonst nur schwarzbrauner Kies und Sand. Ich suche mir
Nahziele wie einen größeren Stein oder eine umgefallene Markierungsstange um in der Monotonie
eine Fixpunkt zu haben und an irgendetwas mein Vorankommen messen zu können und um die alle
gewohnten Maßstäbe sprengende Weite in erreichbare Nahziele gliedern zu können - Wüstenpsycholoie.
Ein kräftiger
und kalter Rückenwind aus Südwesten schiebt mich an. Meine Moral ist bestens und die
körperliche Verfassung ebenso. Immer wieder finde ich Karls verwehte Spuren die in Gegenrichtung
führen. Ein einzelner Geländewagen mit französischer Numer (74) kommt mir entgegen. Eine letzte Begegnung.
Ein älteres
Paar hält an und wir unterhalten uns etwas über das woher und wohin und weiter geht es. Gegen
Mittag überholt mich von Südwesten her eine hohe Wolkenfront mit schön ausgebildeten
Lenticularis und zeigt mir an, daß sich das Wetter ändern wird. Ich mache nur wenig Pausen,
denn es
fehlt einfach an geeigneten Sitzsteinen auf denen ich meinen Rucksack abstellen könnte um die
Schultern zu entlasten. Ich überlasse mich dem Rythmus des Gehens. Die Gedanken gehen schon längst
ihre eigenen Wege. Endlich hat diese lange Ebene ein Ende.
Links ein kleiner Kratersee, dann wieder
Lava und ein paar Hügel mit kurzen Anstiegen. Die Piste verläuft direkter, als auf der Karte
eingezeichnet, entspricht also in etwa der "Abkürzung", die ich eingeplant hatte.
Um 15:00 Uhr erreiche ich die Hütten von Jökulheimar. Habe ein ganz schönes Tempo
durchgehalten und spüre das nun auch. Auf einem sandigen und überraschendeweise
etwas begrünten Fleck neben
den Hütten baue ich mein Zelt auf. Suche nach dem Brunnen, den mir Karl beschrieben hat.
Schließlich finde ich ihn im trockenen Bachbett östlich der Hütten. Fehlt nur noch
eine lange Stange
an der ich meine Wasserflasche befestigen könnte. In der Hütte ist sicher ein Eimer mit einem Seil.
Irgendwie ist mir das zu blöd jetzt irgendwas zu improvisieren, denn auf dem Sander Richtung
Gletscherrand glänzen ein paar Wasserflächen. Also begebe ich mich auf einen längeren Spaziergang.
Die erste Stelle führt trübes Gletscherwasser, aber an der zweiten finde ich klares "Grundwasser",
das genügend duch Sand und Kies gefiltert wurde. Aufgetankt und zurück zum Zelt. Mittlerweile ist von Westen
eine dicke Wolkendecke aufgezogen und verschluckt alles was 100 bis 200 m über die Ebene ragt.
Wo ist das schöne Wetter von heute Morgen geblieben? Im Zelt gekocht und an den
Aufzeichnungen. Feiner aber dichter Nieselregen hat eingesetzt. Noch etwas gelesen.
Hraunvötn
Piste nach Jökulheimar
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11. Tag Jökulheimar - Hraungil