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Ruhetag! Bis 8:00 Uhr ausgeschlafen, dann faul vor dem Zelt in der Sonne gelegen und gelesen. Nur
die 3 Motorradler aus Bad Ems sind noch da und machen sich langsam zum Aufbruch fertig. Sie
wollen am Nachmittag noch nach Landmannalaugar. Ach ja - ich muß erst mal nachrechnen und
stelle dann fest, daß ich mir für diese Strecke 8 Tage Zeit gelassen habe - aber was für 8 Tage! Ich
hole die Aufzeichnungen von gestern nach und lese in "Sofies Welt" bis etwa gegen Mittag. Es hat
bei leichtem Wind gut und gerne über 20 °C und die einzige Veränderung des Wetters gegenüber
gestern sind ein paar dünne Cirren am Himmel. Dann einen Besuch bei Hilma und Marinó den
sympatischen Hüttenwarten, welche die Hütte von dem gestrigen Ansturm wieder aufgeräumt haben.
Alle Gäste sind inzwischen wieder nach Norden oder nach Süden verschwunden und erst im Laufe des
frühen Nachmittags werden wohl die ersten neuen eintreffen. Die Gruppe von gestern Abend hat noch viel vom
Lammbraten übriggelassen. Ich soll soviel davon essen, wie ich mag meint Hilma. Mjamm!
Nachmittags dann wieder gelesen. Später bei Landsbjörg angerufen und mitgeteilt, daß ich gut in
Nýidalur angekommen bin - also alles ok. Ein neuer Ford Geländewagen mit einer Nummer aus den
neuen Bundesländern wird angeschleppt. Der Wagen hat an der Furt von Tómasarhagi ebenfalls
Wasser angesaugt und sich dabei ordentlich verschluckt. Fahrer und Beifahrerin sind ziemlich
verzweifelt, da die Kiste sich weigert auch nur irgendeinen Mucks von sich zu geben. Die nächste
Werkstatt ist ca 150 km weiter im Süden und gerade beginnt "Verslunmannahelgi", das berühmt,
berüchtigte lange, erste Augustwochenende. Ganz Island macht jetzt Kurzurlaub und vor Dienstag
geht jetzt gar nichts mehr. In Nýidalur nutzt auch der ADAC Auslandsschutzbrief nicht mehr viel.
Sie malen sich schon düster aus, wie sie ihr Fahzeug vom Hochland wohl bis zur Fähre in
Seyðisfjörður bringen können. Bespreche mit Marinó meine Pläne über die Þjórsáver und Þjórsádalur
nach Süden zurück zu wandern.
Mache einen Spaziergang zu einem Wasserloch etwa einen Kilometer westlich der Hütte. Marinó gab mir
den Tip und meinte, die Sonne müßte das Wasser genug aufgeheizt haben. Leider ist der Waserstand
in dem etwa 5 m breiten Sandloch aufgrund der trockenen Witterung der letzten Tage zu niedrig.
Der kleine See etwas weiter westlich hat etwa 100 m im Durchmesser und ist sehr flach (knietief).
Durch seinen dunklen Sandboden hat er sich auf etwa 18 °C aufgewärmt. Immerhin reicht es, um sich
flach ins Wasser zu legen. Hungrig zurück koche ich mir eine Riesenportion Spaghetti. Danach
überprüfe ich meine wieder mal bedrohlich angewachsenen Vorräte und fülle Milchpulver, Zucker
und Müsli auf. Deponiere dann noch etliches, was ich glaube zuviel zu haben, zum allgemeinen
Gebrauch in der Küche der Hütte. Von den Mineralbonbons bekommt der einzige Biker (ein
Holländer) auf dem Zeltplatz den Rest der Packung. Was jetzt noch übrig ist werde hoffentlich in den
Rucksack pressen können.
Nach 21:00 Uhr versuche ich in Dæli bei Lene und Óskar anzurufen, aber es geht niemand ans Telephon. Um
die geöffnete Motorhaube des liegengebliebenen Fords haben sich etliche Isländer versammelt und
sparen nicht an tatkräftiger Hilfe und am Einsatz des eigenen Werkzeugs. Von Marinó ragen nur die
Beine unter dem Wagen hervor. Über den für isländische Furten viel zu tief liegenden
Luftansaugstutzen meint ein Isländer kopfschüttelnd: "... like a vacuum cleaner" (wie ein Staubsager)!
Zurück zur
Zeltwiese muß ich feststellen, daß inzwischen 15 isländische Geländewagen eingetroffen sind und die
Familenclans sich zur würdigen Feier des Verslunmannahelgi rüsten. Mein etwas abseits stehendes
Zelt dient zwischendurch fünf von ihnen als quasi natürliches Hinderniss beim Golfspielen! Zu einem
späteren Zeitpunkt, den man bürgerlich als "gegen Mitternacht" bezeichnen kann, befinde ich mich
(nun aber im Zelt) inmitten eines Fußballmatches - Kids gegen Papis. "Það bláa tór!" ruft einer - wie bitte?
Auf das blaue Tor??? Nachdem zum zweiten mal der Ball mein ansonsten sturmerprobtes Zelt trifft,
wird es mir zuviel und ich lasse einen Schrei nach draußen. Wobei mir von dort trocken bedeutet
wird, ich solle doch etwas toleranter sein! Na ja - ist wohl alles relativ, aber vielleicht bin ich einfach
etwas intolerant geworden, wenn es um meine Ruhe geht. Beende meine Aufzeichnungen gegen
23:30 Uhr, da es nun im Zelt doch etwas zu dunkel wird und versuche es mit Lärmstop.
Hilma und Marinó
Nýidalur
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16. Tag Nýidalur - Hámýri