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Bei der Planung meiner Sprengisandur Tour 1996 untersuchte ich, ob es eine Möglichkeit gäbe
von Landmannalaugar aus zu den Veišivötn zu kommen. Zwischen Landmannalaugar und den Veišivötn
liegt aber der Fluß Tungnaá, der ein kaum zu überwindendes Hindernis darstellt. So waren
die Veišivötn, als in einer Sackgasse liegend, nicht in die Linienführung dieser
Hochlanddurchquerung mit einzubeziehen. Zumindesten für diesemal nicht.
Später fand ich in der Literatur den Hinweis auf die sogenannte "Báršargata". Im
Landnahmebuch, welches die Besiedelungsgeschichte Islands beschreibt, steht, daß Báršar Heyangur-Bjaranrsson mit seinem Schiff zur Mündung des Skálfandi in Nordisland kam und dort
das Land zu seinem Eigen nahm und seinen Hof Lundarbrekku im oberen Báršardalur baute. Nach
einiger Zeit schien ihm, daß das Land im Süden Islands besser zu bewitschaften sein müßte als
im Norden und schickte seine Söhne einen Weg über das Hochland nach Süden zu suchen.
Im darauffolgenden Frühjahr zog er mit seinem Hausstand über die Vonarskarš zwischen Vatnajökull
und Tungnafellsjökull nach Süden und ließ sich in Gnúpar westlich des Skeišerársandur nieder.
"Hann fór Vonarskarš žar er síšan heitir Báršargata." -
"Er zog über die Vónarskarš und die Gegend heißt seither Báršars Weg". So etwa müßte die
Übersetzung der lakonischen Überlieferung lauten - ziemlich dürftig für eine Wegbeschreibung.
Die Rekonstruktion des Weges ergibt sich aus der Lage der beiden Höfe, weitern Ortsnamen wie
Báršardalur, Báršarbunga, sowie der Lage einiger Gletscherflüße, die von einer Karawane die
allen bewegliche Hausrat und das ganze Vieh mit sich führt im Sommer wohl nicht passierbar
gewesen sein dürfte.
"Bášars Weg" blieb in den folgenden Jahrhunderten eher sagenhaft und erst ein
gewisser Pétur Brynjólfsson berichtet, daß er auf seinem Weg über das Hochland
die Vonarskarš gesehen hätte. Im selben Jahr bestätigte ein Mann die Lage der
Vonarskraš zwischen Tungnafellsjökull und Vatnajökull. Er konnte die Scharte
vom 100 km weiter östlich liegenden Snęfell aus erkennen. Um 1839 wurde der Weg über die
Vonarskarš zum zweiten (überlieferten) Mal durch Björn Gunnlaugsson und Siguršur
Gunnarson begangen. Gunnlaugssons 1844 erschienenes Kartenwerk war im 19ten Jahrhudert die
einzige verläßliche Quelle über die topographischen Verhältnisse im Hochland.
1908 umritt der Geologe Hans Reck, der begleiter von Ina von Grumbkow, von Nżidalur
aus den Tungnafellsjökull und
kam dabei auch durch die Vonarskarš. Das 1:100.000er Atlasblatt 75 des
Isländischen Vermessungsamtes basiert auf Vermessungen in den Jahren 1937-38.
Harald Matthíasson veröffentlichte schließlich im Jahrbuch 1963 des Feršafélag
Íslands eine Monographie der Báršargata. Dieses Buch ist das Ergebnis vieler Reisen
zu Fuß und zu Pferd und enthält eine Fülle an Informationen. Das uch ist noch
heute die wichtigste, vielleicht auch einzige, Quelle über das Gebiet. Viel Orstnamen wurden
erst in dieser Veröffentlichung erstmals vorgeschlagen und wurde in der
Folge in den topographischen Karten übernommen. Neben diesem Buch waren mir die
GPS Wegpunkte Sammlungen Sverri Bjarnarssons, Rúnar Sverrissons und anderen eine große Hilfe.
Die kurzen Wepunktkommentare gaben zusammen mit dem Kartenbild ein Gerüst für meinen
Tourenplan. 1988 fiel mir in Hraueyrar boch eine Faltblatt mit einer Karte in die Hände
auf der die Báršargata zwischen Jökulheimar und Nżidalur bemerkenswerterweise als
"Wanderweg" eingezeichnet war.
Unter Berücksichtigung der Bášargata war nun mein altes Wunschziel Veišivötn keine Sackgasse
mehr sondern der Einstieg in eine neue Route. Aufgrund meiner auf 10-14 Tage begrenzten Vorräte,
die ich im Rucksack mit mir führen kann, mußte ich Nżidalur als Zwischenstation und Depot
mit einplanen. Nun liegt Nżidalur ein Tagesmarsch westlich der Báršagata-Route und anstatt
wieder nach Osten zurück zu gehen, plante ich von Nżidalur den Sprenigisandur zu queren und über
ein zweites Wunschziel, die Žjórsáver und dann über das Žjórsárdalur nach Süden
zurückzuwandern. Soweit so gut - bliebe nur noch ein guter Ausgangspunkt zu finden. Mit
dem Hochlandbus bis zur Abzweigung der Veišivötnpiste nördlich von Sigalda zu fahren war
wenig reizvoll. Ich entschloß mich daher, sozusagen als Eingehtour, von der Ringstraße aus die
Fjallabak nyšri Piste nach Landmannalaugar zu gehen. Alles in allem wäre das eine 400 km Tour
geworden für die ich 4 Wochen veranschlagt habe.
Die einzelnen Tourenabschnitte waren von sehr unterscchiedlichem Charakter. Von der vielbefahren
Piste bis zur weglosen Wildnis. Häufig werde ich nach einem Tip für eine "möglichst einsame"
Tour gefragt. Ich glaube, daß ich nicht sehr viel Verständnis ernte, wenn ich behaupte, daß
man auf einer Hochlandpiste auch einsam wandern kann und daß mich die paar Autos und Radfahrer
pro Tag nicht stören.
Tatsächlich haben mir die Žjórsárkvíslar nördlich des Arnarfell einen Strich durch die
Rechnung gemacht und so habe ich in die Žjórsárver eben mal zwei Tage hineingeschnuppert.
Ich werde wiederkommen habe ich mir versprochen. Aber auch im Sommer 2000 ging es nicht nach Plan.
Aber im Sommer 2001, ein dritter Versuch und dann die Fortsetzung der Báršargata über die
Vonarskarš nach Norden? Die Wunschziele gehen nicht aus.
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