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Hellisá
In der Nacht Nieselregen. Um 6:00 Uhr tröpfelt es noch weiter auf das Zelt. Einem Reflex folgend ignoriere ich den Wecker und
schlafe noch eine Runde weiter - schließlich ist man im Urlaub. Eine dreiviertel Stunde später immer noch leichtes Nieseln.
Ein Blick nach draußen zeigt hohe Wolken zwischen denen etwas blauer Himmel durchspitzt. Na bitte, sieht doch deutlich
besser aus. Während des Frühstücks kommt sogar die Sonne heraus. Aufbruch um 8:50 Uhr.
Mýrdalsjökull
Es ist warm. Ich gehe ohne Jacke, die Hemdärmel hochgekrempelt. Etwa 1 km ist es über den breiten Talboden bis zur
eigentlichen Furt der Hellisá. Der Bach ist nur wadeltief, dafür aber breit. Dann über einen kurzen Anstieg aus dem Tal
heraus und über eine weite Ebene flach dahin. Es läuft. Das Wetter ist bestens und ich kann Kilometer machen. Der Weitblick
bietet links den Mýrdalsjökull, rechts den Síðujökull und voraus erkenne ich Uxartindur und Sveinstindur. Um den
Hvannadalshnúkur ziehen ein paar Wolken. Sogar der Pállsfjall ist als dunkler Klotz im Eis des des Vatnajökull deutlich
sichtbar. Komme gut bis zum Aufstieg auf den Höhenzug Gjalti voran. Hier muß ich eine paar Gänge herunterschalten. Im
Aufstieg überholt mich der einzige Bus des Tages. Kann mich in anerkennenden Blicken baden.
Rast
Auf dem langestreckten Plateau des Gjalti mache ich Mittagspause. Sitze an einen Stein gelehnt im sonnendurchwärmten, weichen
Moos und döse ein wenig vor mich hin. Beim Abstieg vom Gjalti habe ich einen schönen Blick auf die langezogen Kraterreihe
der Lakagígar und das vollkommen mit grauem Moosfilz überzogene Lavafeld Eldhraun. Hier ist also die Quelle des größten,
in historischer Zeit entstandenen, Lavafeldes der Erde. Man ist versucht sich vorzustellen, welches Schauspiel sich einem
Betrachter von dieser Stelle geboten haben könnte, als ein 20 km lange Kraterreiche eine Wand aus Feuer spie, von Blitzen
durchzuckte Aschewolken den Himmel verfinsterten und sich Ströme glühender Lava über die weite Ebene zum Meer hin wälzten.
Es war sicher das, was einem Weltuntergang am nächsten kam.
Varmá
Ein diskreter Zeltplatz, nahe am Bach, ist schnell gefunden. Das Kartenbild hat mich nicht getäuscht. Diesen Platz hatte ich
auch mit dem Ranger abgesprochen. Aufgebaut, Stiefel ausgezogen, Füße massiert und ein kurze Nickerchen zum Geräusch der auf
das gespannte Zelt ploppenden Mücken. Geweckt werde ich schließlich von einem anderen Geräuch und das ist nun eindeutig Regen.
Da wird es wohl nichts mit dem Abendspaziergang. Zum Abendessen gibt es eine Asia-Snack-Suppe und das verbleibende Viertel
einer Packung Kartoffeleintopf - da ist mir doch gestern zu viel aus der Tüte in den Topf gerutscht. Muß sorgfältiger
portionieren. Im Schlafsack liegend an den Aufzeichnungen. Es plätschert noch immer auf das Zelt. Werde früh schlafen. Mal
sehen, was der morgige Tag bringt.