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Schlecht eingeschlafen, aber dann ungestörte Nacht. Um 5:00 Uhr bewölkt, klare Sicht und nur wenig Wind. Während des
Frühstücks leichter Regen der bald wieder aufhört. Alle Heringe sind noch am ihrem Platz, es war also gestern wirklich nur
die Sonne, die dafür gesorgt hat, daß sie sich gelockert hatten.
Aufbruch um 7:20 Uhr. Es ist ein rechtes Gestopsel über das bucklige Eis. Von weit unten rauscht vernehmlich die Djúpá aus
dem Tal herauf. Die sollte jetzt eigentlich Niedrigwasser haben und macht so einen Lärm. Bei einem Blick zurück sehe ich, daß
der Gletscher an einer Stelle mit einer senkrechten Wand in einen Gletscherfluß abbricht. In dieser Gegend hätte man den
Gletscher nicht verlassen können. Wer weiß, wo ich eine günstige Stelle gefunden hätte. Das Wetter ist weiterhin schlecht für
Kalenderphotos, aber gut für meine Zwecke: keine Sonne aber gute Sicht. Schließlich muß ich heute Morgen noch die Quellflüsse
der Djúpá furten und möchte ich so wenig Schmelzwasser wie möglich haben.
Vom Pass herunter erst über Tufffelsen, dann über Moos und Geröll. Ich steige über große Blöcke aus hellgrauem Basalt.
Dann eine Zone mit wunderschönen Solifluktionszungen aus faust- bis kopfgroßen Basaltblöcken und einer Stirnhöhe von 1-1,5 m.
Erstes saftiges Grün. Richtig schön hier! Meine Augen wanderen ab jetzt stetig über das Tal und suchen nach Anzeichen
die eine heiße Quelle verraten können. Ich will sie nicht übersehen. Der hübsche Bach, der hier noch arglose Oberlauf der
Bergvatnsá, bekommt einen ersten Zufluß vom Gletscher und trübt das Wässerchen. Ich befinde mich auf der rechten (südl.)
Flußseite. Das Tal verengt sich und der angewachsene Bach fließt nun in einer kleinen Schlucht. Diese kann ich zuerst
noch oberhalb der Abbruchkante umgehen, aber dann kommen vom rechten Talhang zwei Zuflüße die sich ebenfalls tief
eingeschnitten haben und legen sich quer zu meinem Weg.
Mittagsrast
Gehe nun in Richtung auf den Pass zum Übergang in das Beinadalur. In einer weiten Kiesebene steht ein markanter,
hausgroßer Fels (WP: KLETTur). Vorher ist noch eine weiterer Bach zu furten. Mache am Fuße des Felsen Mittagspause und
photographiere ein Panorama um Geländesituation festzuhalten. Schultere wieder den Rucksack und gehe dann am
Moränenrand nur wenige Höhenmeter hinauf zum Pass, der hinüber ins Beinadalur führt.
Beinadalur
Endlich kann ich den Blick in dieses abgelegene Tal werfen.
Vom Meer her zieht eine Wolkenbank über den Skeišarárjökull. Über dieser die Gipfelkette der Skaftafellsfjöll und über
allem erhebt sich der Eisdom des Öręfajökull mit dem Hvannadalhnúkur. Die Skaftafellsfjöll sehen nicht besonders einladend
aus und für das Erste verdränge ich den Gedanken, daß mein geplanter Weg eben über diese Bergkette gehen soll. Wer weiß ob
ich überhaupt so weit komme. Jetzt bin ich erstmal glücklich im Beinadalur angekommen und dieses Tal birgt ein kleine
Überraschung: nämlich einen natürlichen Hot Pot - eine schöne, heiße Quelle in der man baden kann. Das einzige Problem ist nur,
daß ich die genaue Lage dieser Quelle nicht kenne. Sie ist ein wohlgehütetes Geheimnis der Bergführer die sie entdeckt haben.
Ich habe eine Koordinate ihrer vermutlichen Lage in meinem GPS gepeichert und werde diese heute wohl noch überprüfen können.
Das reicht an verbleibenden Herausforderungen für diesen Tag.
obere Bergvatnsá
Den ersten der Tobel umgehe ich indem ich zur Bergvatnsá absteige - ist ja nicht tief. Die zweite Querung ist schon heikler
und fordert Trittsicherheit und die Zuhilfenahme der Hände. Von links fließt jetzt die Verstari Bergvatnsá am Rand
eines jungen und wilden Lavafeldes zu. Hoppla, die führt aber ordentlich Wasser. Im Moment bin ich froh, daß ich mich auf
der rechten Talseite befinde. In jungen Lavafeldern haben Flüsse keine Möglichkeit sich auszubreiten. Sie sind haben diese
meist nur wenig umgeformt und fließen oft in engen blockigen Gerinnen. Natürlich ist mir klar, daß ich irgendwann auf die
andere Flußseite wechseln muß und das wird nach jedem weiteren Zufluß schwieriger. Ich hoffe, daß sich weiter flußab
eine Stelle findet an der sich der die Bergvatnsá ausbreiten kann und dadurch seichter und zahmer wird. Hier wäre es unmöglich
zu furten.
Bergvatnsá
Der lange Tag steckt mir in den Beinen und Füßen und der Anblick der tosenden Bergvatnsá ist eher deprimierend. Die Koordinaten
der "Laug" scheinen mir mehr und mehr unlogisch. Ich würde die heiße Quelle eher in der Nähe des Lavafeldes vermuten und vor
allem auf der anderen Seite des Flusses. Schließlich weitet sich das Tal und die Bergvatnsá fließt nun in einem breiten
Kiesbett in dem sie sich in etwa sechs durch Kiesinseln getrennte Flußarme teilt. Wenn, dann müßte man hier furten können, und
das am besten Morgens, bei Niedrigwasser. An einem Seitenbächlein finde ich eine schöne Stelle zum Zelten. Hier
deponiere ich erst mal meinen Rucksack und folge mit dem GPS noch die restlichen 700 m bis zum Wegpunkt "LAUG".
Pegelmarke
Also hier ist ganz gewiss keine heiße Quelle in der man baden könnte! Die Bergvatnsá fällt hier nämlich in einem imposanten
Wasserfall in eine Schlucht mit senkrechten Wänden. Werde der Wegpunkt von "LAUG" in "FOSS" umbenennen. Zurück zum
Rucksack und das Zelt aufgebaut. Zum Nickerchen scheint sogar ein wenig Sonne auf das Zelt. Dann gekocht und an der Wegplanung
für den nächsten Tag. Werde morgen versuchen hier über den Bach zu kommen. Habe am Ufer aus Steinen eine Pegelmarke errichtet.
Mal sehen wie stark der Wasserstand schwankt. Bin ziemlich müde. Es ist kälter geworden und Nebel ist aufgezogen.