12. Tag, Noršurdalur

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Dieter Graser © 2006

Donnerstag, 27. Juli 2006


Fęrniseggjar
Nachts Nieselregen. Bis 7:30 Uhr ausgeschlafen. Das Wetter sieht ganz passabel aus: leicht bewölkt, trocken und kein Wind. Aber es ist der Blick aus dem Zelteingang der mich fast umhaut: die Türme und Zinnen der Fęrneseggjar. Gestern Abend sind sie schon kurz und verschwommen, wie eine Kulisse aus dem "Herrn der Ringe", aus dem Nebel aufgetaucht. Heute stehen sie in ihrer vollen Schönheit genau in der Verlängerung der Zeltterrasse.

Zelt
Gemütliches Frühstück ohne Eile. Es wird heller und heller auf dem Zelt und schließlich kommt die Sonne heraus. Ich freue mich wie ein Schneekönig. Dieser Platz hier ist selbst für isländische Verhältnisse einzigartig. Mache dann einen ruhigen, zweistündigen Photospaziergang um den Bergrücken, an dessen Nordwestseite sich mein Logenplatz befindet. Vom höchsten Punkt aus studiere ich lange den Aufstieg über das Langagilsegg zum Blátindur. Die beste Route von hier nach Skaftafell führt fast direkt über den höchsten Gipfel der Skaftafellsfjöll. Bis unter den Gipfelaufbau des Blátindur geht es wohl am besten über die Böden unter den Geröllfeldern der Eggjar. Bis zu den flacheren (Kar-?)Böden fehlen mir noch etwa 100 Höhenmeter. Die steilen Hänge unterhalb dieser Böden sind von tiefen, nicht passierbaren Schluchten durchzogen. Dann sind einige Schneefelder und eine kurze, steil aussehende, Rinnen zu queren um schließlich den Nordostgrat des Blátindur zu erreichen. Die Schlüsselstelle des Aufsieges ist wohl das steile Schneefeld unterhalb des Gipfels. Die Route gefällt mir. Zumindest, was den Aufstieg betrifft. Die 1100 Höhenmeter des Abstieges nach Süden verteilen sich dann auf eine deutlich kürzere Distanz. Auf einem Schneefeld in der Nähe meiner Wasserstelle habe ich gestern die Spuren eines einzelnen Wanderers entdeckt. Sie sind vielleicht zwei Tage alt.

Die Sonne verschwindet immer mal wieder und pünktlich in dem selben Moment, in dem ich das Zelt erreiche, fängt es an zu regnen. Hole meine Aufzeichunungen nach und koche mir eine Waldpilzcremesuppe zum Mittagessen. Danach ein richtiges Mittagsschläfchen. Am Nachmittag ist erst wieder Wasserholen angesagt und dann breche ich noch einmal zu einem Photospaziergang auf. Ich habe das Glück und kann aus zwei Meter Etntfernung ein Schneehuhn "erlegen". Leider spielt die Sonne nicht mit. In der Bresche in der Mitte der Zeltterrasse sieht man alte Aufstiegsspuren. Fast schon ein Steig. Allerdings hat ihn ein Murgang an ein, zwei Stellen unterbrochen. Ich bleibe dabei: der Weg über den Grat ist besser und vor allem weniger Steinschlag gefährdet.

Zum Abendessen Spaghetti rabbiata angereichert mit dem kleingeschnippelten Inhalt eines Wurstdöschens. Bin pappsatt! Zu den Aufzeichnungen geht wieder ein Regenschauer auf das Zelt nieder.

Vergrößern
Panorama Noršurdalur


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