6. Tag, Bolungavík - Smiðjuvík

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Dieter Graser © 2014

Donnerstag, 8. Juli 2010


Um 8:00 Uhr auf. Das Wetter hat sich - mit viel gutem Willen erkennbar - etwas gebessert. Nebel leicht gestiegen, Gras trocken, wenig Wind, Brandung schwächer. Ich muß jetzt wirklich schauen, dass ich weiterkomme. Frühstück in der Hütte. Kann übrig gebliebene Milch benutzen. Habe noch 9 Teebeutel. Müsli könnte knapp werden. Finde Haferflocken und so kann ich etwas auffüllen. Bis auf die Schuhe sind alle Klamotten wieder trocken. Gehe noch zu Hildur hinüber, zahle die 3000 Kronen für die Übernachtung und bedanke mich nochmal für die gastfreundliche Aufnahme.

Strand
Das mit der leichten Wetterbesserung hat nicht ganz geklappt. Der Nebel hängt wieder tiefer. Macht nichts. Endlich um 11:00 Uhr stiefele ich los. Nach einem knappen Kilometer darf ich den Talbach furten. Der Weg zur Furt ist mit Pflöcken markiert. Nach der Furt gehe ich einfach über den Sandstrand. Kein schwarzer Lavastrand wie man somst von Islands Südküste gewohnt ist, sondern trotz der Nässe hell. Mache ein paar Bilder. Die Markierungspflöcke zeigen wo es den Hang zur Göngumannaskarð hinaufgeht.

Bolungavík
366 Höhenmeter, teilweise unangenehm steil. Nach knapp 200 m tauche ich in den Nebel ein. Schnell noch ein Foto in die Bucht hinunter gemacht. Im Nebel fühlt es sich gleich ein gutes Stück kälter an. Vor dem letzten Anstieg komme ich auf eine kleine Verebnung. Der nun zunehmend beißend kalte Wind zeigt mir an, das ich den Pass bald erreicht habe. Ich in froh, dass der Weg markiert ist. Teilweise beträgt die Sicht unter 100 Meter. Auf der Passhöhe setze ich mich mit dem Ruchsack gegen den Wind auf einen Stein und sende eine OK-Message mit dem SPOT ab. Dann nichts wie raus aus der Winddüse. Die ersten Höhenmeter des Abstieges geht es durch schrofiges, felsdurchsetztes Gelände und dann steil, aber auf oft guter Pfadspur hinunter in das Tal der Barðsvík. Komme auf dieser Seite deutlich schneller aus dem Nebel.

Im Talboden muss wieder ein Bach gefurtet werden. Auf der rechten Bachseite wäre direkt bei der Furt eine guter Platz (nicht sumpfig) um ein Zelt aufzustellen. Es ist erst 15:00 Uhr, also noch genug Zeit um noch in die nächste Bucht zu gehen. Der Weg über den Smiðjuvíkurháls fordert nur 260 Höhenmeter und die ziehen sich auch so heftig in die Höhe wie der Aufstieg zur Göngumannaskarð. Wieder tauche ich in die kalte Nebelsuppe ein und wieder pfeift oben dazu ein heftiger Wind. Kurz nach dem Beginn des Abstieges kommt mir ein Wanderer entgegen, der erste einer 16-köpfigen Gruppe von Tschechen. Er erkundigt sich nach der Hütte in Bolungavík. Wenn er der Führer der Gruppe war, dann machte er seine Sache nicht besonders gut. Es ist 16:30 Uhr und sie haben noch etwa 5 Stunden Weg vor sich und seine Gruppe hat sich weit auseinander gezogen und verteilt über den halben Aufstieg zum Pass. Zwischen den einzelnen Grüppchen ist kein Sichtkontakt. Der Guide rennt vorne weg und die letzte Vierergruppe macht einen ziemlich fertigen Eindruck. Na ja - ich denke mir meinen Teil.

Die Bucht Smiðjuvík gefällt mir. In ihr endet ein kurzes, etwas steileres Tal mit einem über ausgewaschene Felsschwellen springenden Bach, der sich schließlich über eine Klippe ins Meer stürzt. Schlage gleich zwischen Bach und einem verfallenen Torfhof mein Zelt auf einer Moosfläche auf. Habe einen schönen Blick auf die markante Klippe des Smiðjuvíkurbjarg. Bin durchgeschwitzt und friere. Wechsle schnell in trocken Klamotten und in den Schlafsack zum Aufwärmen dazu ein Schluck heißer Tee. Es ist kurz nach 18:00 Uhr - ich setze die abendliche OK-Meldung ab. Zum Abendessen gibt es eine halbe Portion Pasta-Carbonara - reicht völlig. Dann an den Aufzeichnungen. Feiner Regen trommel leise auf das Zelt - wann kommt endlich die Wetterbesserung?


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