17. Tag, Strangakvísl - Galtará

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Dieter Graser © 2010

Samstag, 1. September 2007


Wache gegen Morgen kurz auf und konstatiere heftigen Regen. Als der Wecker um 6:00 Uhr piepst ist es ruhig. Während des Frühstücks zieht ein Schauer durch. Beim Abbauen sieht das Wetter wieder ganz ordentlich aus. Sogar ein paar Wolkenlücken reißen auf. Später Start um 8:30 Uhr.

Die Warten des alten Reitweges führen zur Furt des Herjólfslękur und dann über einen kleinen Höhenrücken direkt zur Kvíslarvaš, der Furt des Strangakvísls. 1992 wußte ich nicht, daß es 1 km weiter flußab eine Brücke gibt und habe den Strangakvísl gefurtet. In einem breiten Schotterbett mußte ich damals mehrere Flußarme queren und fand die Furt schwieriger als die der Blanda. Diesesmal schenke ich mir dieses Vergnügen und quere begleitet von einem Sonnenstrahl den Fluß trockenen Fußes über die Brücke. Nicht ohne vorher festzustellen, daß direkt an Zusammenfluß von Herjólfslękur und Strangakvísel auch noch gute Zeltmöglichkeiten gewesen wären. Am anderen Ufer angekommen der Piste folgend wieder flußauf zur Abzweigung der Piste zur Ströngukvíslarskáli. Die Hütte kann man auf einem Hügel mit ihren großen Stallgebäude schon aus weiter Entferneung erkennen . Hier trifft auch der alte Reitweg, von der Kvíslarvaš kommend, wieder mit der Piste zusammen. Piste und Reitweg sind dann etwa einen Kilometer identisch bis sich die Piste ewas nach Westen entfernt und der alte Reitweg, gut durch Warten gekennzeichnet weiter Richtung Norden führt.

Varša
Da der Boden feucht ist sind die erdigen Gräben welche die Hufe der Pferde scheinbar über Jahrhunderte hinterlassen haben gut zu gehen. Wenn es die letzten Tage trocken gewesen wäre, wären sie unangenehm staubig. Finde innerhalb kurzer Zeit drei verlorene Wasserflaschen und zwei Hufeisen. Die Warten stehen in kurzen Abständen von etwa 200 Metern. Viele sind verfallen und nur noch als Steinhaufen von etwa einem Meter Höhe erkennbar. Am Žúfnavatn quere ich zwei kleine Bäche und lege dann an einer prächtigen, gut erhaltenen Warte einen kurzen Photostop ein. Die über drei Meter hohe Warte hat einem typischen Aufbau. Über einem großen Sockelstein als Fundament sind sorgfältig schwere Steinplatten zu einer steilen Pyramide mit quadratischem Querschnitt aufgeschichtet. Aus ihr ragt ein länglicher Stein hervor welcher nach Norden zur nächsten Warte zeigt. An der Spitze bildet ein schwerer, würfelförmiger Block den Abschluß.

Von Nordwesten her ziehen wieder weißliche Regenschleier heran. Ich rechne mit einem Regenschauer und krame vor dem Aufbruch schnell meinen Anorak heraus und ziehe die Regenhülle über den Rucksack. Komme an den Haugakvísl. "Mäßig breit und flach" sagen meine alten Aufzeichnungen. An den tiefsten Stellen reicht mir das Wasser bis kurz unter das Knie. Eigentlich wollte ich hier eine Mittagspause einlegen, aber Wind und peitschender Regen verleiden es mir. Habe Hoffnug, daß der Schauer bald wieder nachläßt. Die Regenhose anzuziehen lohnt nicht mehr - ich bin eh schon durchnäßt. Das mit dem Schauer erweist sich als frommer Wunsch: es hat sich richtig eingschifft. Die Finger sind kalt und klamm, die Pferdespur wird schmierig und schlammig. Nein, Spaß macht das so nicht! Ich reduziere mein Tagesziel und will jetzt nur noch zu jenem "Wiesenbach" westlich des Žingmannaháls den ich noch in Erinnerung habe. Und dann war da noch die Stelle, an der ich schon zweimal den Weg verlor! Prompt weicht der Reitweg nach dem Wegpunkt V15 nach links ab und ignoriert die nächsten Warten. Gut - diesmal habe ich es mitgekriegt, folge den Pferdespuren und nehme zwei zusätzliche Wegpunkte mit dem GPS auf um den Wegverlauf auf der Karte rekonstruieren zu können. Die Pferdespuren teilen sich wobei die rechte auf drei Warten in einiger Entfernug zielen, sich aber sofort in hohen Žúfur-Buckeln verlieren. Statt Hufspuren finde ich nur noch alte Pferdeäpfel. Allenfalls den herbstlich rot leuchtenden Zwergbirkenblättern und den gelblich verfärbten Kriechweiden kann ich noch etwas abgewinnen. Mühsam stolpere ich durch die Buckel und bin froh, daß ich mir keinen Knöchel verdrehe. Es scheint wie verhext: zum dritten Mal am gleichen Ort die gleichen Problme - der Weg löst sich einfach auf!

Nicht weiter schlimm, denn ich peile einige deutlich sichtbare Warten bei denen ich wieder auf den alten Reitweg stoßen muß. Vorher, weiß ich, muß noch "mein Bach" kommen. Aber dieser ist nicht da, wo ich vermute. Ich finde nur einen ausgetrockneten Graben dem ich nach Norden folge. Endlich sehe ich Wasser blinken. Durchnäßt und ziemlich fertig suche ich mir eine ebene Stelle am Grabenrand und baue das Zelt auf. Ein naß eingepacktes Zelt im Regen aufzubauen ist keine Freude, doch schnell ist der Boden ausgewischt und die Restfeuchtigkeit durch ein paar beherzte Flammenstöße des Gaskochers aus dem Innenzelt vertrieben. Trinkwasser hole ich mir vom Bachanfang; dort ist das Wasser noch klar, weiter unterhalb liegt zuviel Gänsekot im Wasser.

Um 14:20 Uhr ist alles eingerichtet und ich kann endlich die nassen Hosen ausziehen und durchatmen. Dank der ausgefallenen Mittagspause und leicht wettergefrustet habe ich einen Riesenhunger: Trockenfisch, Brot, heißer Tee und zum Nachtisch Müsliriegel - keine aparte Mischung, aber was soll's. Beste Gelegenheit sich ein Stündchen auf's Ohr zu hauen. Später gelesen und die weitere Routenplanung durchgerechnet. Zum Abendessen "Huhn in Curryreis". An den Aufzeichnungen. Wetter kaum verändert: wenig Wind, dafür schüttet es ununterbrochen. Kann nur hoffen, daß sich das bessert, denn morgen muß ich unbedingt weiter Richtung Męlifell.


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