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Nach dem Aufwachen bin ich eigentlich nicht dazu zu bewegen den Schlafsack zu verlassen.
Gar schröcklich miaut der Kater. Angle mir eine Aspirin. Aber halb so schlimm,
langsam geht es wieder und das Frühstück schmeckt auch einigermaßen.
Trotzdem danach noch mal etwas gedöst. Die Wikingerhorden verlassen allmählich
die Stätte. Draußen springt, eine gewaltige Rußwolke produzierend, der
reparierte Motor zum ersten Mal wieder an. Ich glaube, die haben die ganze Nacht
durchgearbeitet. Ich mache mich nützlich und räume das Schlachtfeld in der
Hüttenküche auf - jeden Tag eine gute Tat. Im Sommer gibt es hier immer zwei
bis drei Hüttenwarte, aber im Winter darf sich der Meteorologe darum kümmern.
Ich habe Zeit, da heute niemand nach Norden fährt werde ich noch einen Tag
länger hier bleiben.
Heisse Quelle in Hveravellir
Durch das Fenster beobachtete ich früh am Morgen die drei jungen Skiläufer von
gestern, wie sie mit ihren Schlitten den Bach überquerten und sich dann nach Osten
wandten, um über den östlichen Teil des Kjalhrauns nach Hvítárnes
zu kommen. Nicht mein Tag heute. Ich vertrödele den restlichen Morgen und mache
mir Mittags eine kleine Portion Spaghettis. Nachmittags ein Bad im Pool, den ich ganz
für mich alleine habe. Allerdings war das Wasser am Anfang so heiß, daß
ich erst große Schneebrocken von der Wächte armeweise in den Pool
schmeißen mußte, um die Wasssertemperatur erträglich zu machen. Ach ja,
der stürmische Regen des Morgens hat sich gelegt und inzwischen gibt die Sonne auch
schon mal Minutengastspiele. Nach dem Bad, kleiner Skispaziergang zu den Quellen und Photos
gemacht. Dabei 3 Schneehühner aufgestöbert, die mich bis auf wenige Meter
herankommen ließen.
Dampfquelle in Hveravellir
Bis auf Kjartan und seine Frau Eyðis, die sich erst morgen einem Konvoi
anschließen wollen ist die Hütte leer. Bei einer Tasse Kaffee sitze ich
über den Aufzeichnungen. Am Spätnachmittag trudeln die ersten
Neuankömmlinge ein. Dabei auch ein einzelner Pickup mit überbreiten Reifen
und dem obligatorischen Antennenwald. Auf seiner Ladefläche liegen drei Pulkas
und Skiausrüstungen. Irgendwo hat er auch noch drei Passagiere mit untergebracht.
Neugierig mache ich mich an die 3 heran, die gerade abladen und ihr Material zur oberen
Hütte schleppen. Nach den Lauten, die sie so von sich geben versuche ich es mit
einem beiläufigen "Servus" zur Begrüßung - verblüffender Erfolg
bei den Österreichern. So viel ich mitbekomme haben sie eine Durchquerung des
Sprengisandur von Norden her versucht, saßen dann zwei aber zwei Tage in einem
Schneesturm in ihrem Zelt fest und wurden anschließend von dem Superjeep aufgelesen.
Sie nahmen das Angebot an sie nach Westen nach Hveravellir mitzunehmen. Die Drei, zwei
"Damen" und ein "Herr", sind gut ausgerüstet. Die Tour war gut durchgeplant und
sie verfügten sicher über eine lange Hochtourenerfahrung, aber in Island war
nur eine der Frauen vorher gewesen und da auch nur im Sommer. Dann als erste Wintertour
in Island gleich die Sprengisandurroute zu versuchen war wohl etwas zu viel, jetzt wollen
sie statt dessen auf dem Kjölur weiter nach Süden gehen. Als sie hörten,
daß ich gerade den Kjölur herauf gekommen bin, fragt mich eine der Frauen ob
ich ein GPS hätte und ihnen die Koordinaten der Wegpunkte geben könnte, sie
hätten auch nur Karten vom Sprengisandurgebiet dabei. Klar kann ich. Am Abend gebe
ich ihnen meinen Routenplan, die Wegpunkte, die Kartenkopien, die ich ja jetzt nicht mehr
brauche und noch einen Sack voller Tips. Schade, daß sie sich durch ihren knappen
Zeitplan die nötigen Reserven vergeben haben und nun unter Zeitdruck stehen. Die
Geschichte einer anderen Gruppe, die etwa zur gleichen Zeit im Sprengisandurgebiet in
"Bergnot" gekommen war machte in Hveravellir die Runde. Wieder in München konnte
ich über das Internet näheres erfahren:
Signal mix-up sends chopper to rescue French policemen>
A Coast Guard helicopter was unnecessarily scrambled on a costly rescue mission Sunday when a group of four French policemen decided to call off their trek across the Icelandic highlands. The men, police officers from Grenoble in the French Alps, abandoned their trip when one of the group began sufering from an old injury. Equipment failure compounded the group's difficulties. Instead of merely sending out a request for assistance on their Argos rescue-locating device, the men issued a full-scale Mayday distress signal. According to Icelandic police officer Eiríkur Beck, had the Mayday signal not been sent the group would have been picked up by rescue jeeps or snowmobiles. As the French adventurers were fully insured however, the Coast Guard does not have to pick up the tab for the mission.Weather:
Honestly, I don't know what's gotten into the chaps at the Met. Office, but judging by
today's weather map it appears we have a budding Munch or Francis Bacon in charge of the
graphic representation of Iceland's weather.
Thick black arrows representing wind strength and direction are scattered haphazardly
about the map, but each arrow points in a different direction! Whoever drew this thing
must have been blindfolded.
And that's the weather in a nutshell: wind and rain. The rain will last all day, and
the wind will blow from every direction.
Temperatures will range from 1°C in the extreme northwest, to 6°C ) in the east.
Sunrise in the capital was at 7:10, with sunset timed for 19:58.
Die einzigen neuen Gäste in "meiner" Hütte sind eine Gruppe von Jugendlichen mit zwei Jeeps und zwei Motorschlittenfahrer, die auch erst so um die 20 sind. Außer ihnen sind nur noch Kjartan und Eyðis da. Die Jugendlichen drehen erst mal den Kassettenrecorder auf und sortieren ihre Alkoholvorräte: Bier, Rotwein, Spumante und Whiskey. Um 0:30 Uhr sind sie dann mal auch schon mit dem Grillen (... natürlich im Freien!) fertig und fangen mit dem Essen an. Wir älteren Herrschaften haben das andere Ende des Raumes besetzt und ziehen uns in die Schlafsäcke zurück. Dank Lärmstop schaffe ich es auch recht schnell einzuschlafen, aber um 3 Uhr gestatte ich mir dann schon einmal die Bemerkung, daß auch noch andere Gäste da sind und daß es sowas wie Hüttenregeln gibt. Erstaunlicherweise fruchtet das bei den noch halbwegs Nüchternen. Die Musik wird heruntergedreht, das Licht in unserer Raumhälfte wird gelöscht und die Besoffenen in die Kojen verfrachtet.