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Am Morgen ist das Zelt klitschnaß. Hat wohl doch geregnet in der Nacht. Immer noch kräftiger Nordostwind und sehr tiefe
Wolken. Packe zusammen und komme um 8:15 Uhr los - na bitte, geht doch!
Ich starte in Sandalen, denn erst gilt es durch den breiten Bach zu furten.
Ein Kilometer weiter, nur verdeckt durch einen niederen Höhenröcken, treffe ich auf die Hütte am Áfangatjörn.
Die Haupthütte und die dreieckige kleine Nebenhütte sind nicht verschlossen. Es gibt Platz für gut 20 Leute. Die kleine,
Nebenhütte bietet Schlafplätze für drei - wie ein nettes, stabiles Zelt. Ich trage in das Hüttenbuch ein, daß ich hier
vorbeikommen bin.
Dann will erst ein Zaun überklettert und der kleine See umgangen werden. Ich nehme Kompasskurs auf den 7 km
entfernten Réttarvatn. Der Weg gestaltet sich mühsamer als gedacht. Entweder kämpfe ich mich über Žúfur-Felder oder stolpere
durch Blockhalden. Zudem geht es bergauf und bergab und das Relief straft die Karte Lügen. Die Kurslinie ist daher nicht der
günstigste Weg. So werden aus den 7 km etliche mehr und erst um 12:15 Uhr erreiche ich das Südende des Réttarvatn. Gönne
mir eine ausgiebige Speckbrotzeit und genieße die herausgekommene Sonne auf den weichen Polstern aus Heidekraut.
In meinem
Hinterkopf ist seit gestern der Gedanke gereift von meinem ursprünglichen Plan abzuweichen und nicht weglos nach Westen zur
Stašarskáli zu wandern, sondern der Arnarvatnsheiši Piste nach Südwesten Richtung Húsafell zu folgen. Das verschafft mir auch
ein bequemes Zeitpolters bis zum Rückflug. Ich habe gesehen, daß
die Feuchtgebiete mit ihren Seen und Mooren sehr zeitraubend zu queren sind. Die Strecke nach Húsafell ist gemütlich in
zwei Tagen zu schaffen. Stress brauche ich mir in diesen Islandurlaub wahrlich nicht mehr zu machen.
Am Flugfeld
Eiríksjökull
Danach träge an der Kartenarbeit. Schätze grob die Koordinaten von meinem neuen Ziel Húsafell und der nächsten bedeutenden
Furt Helluvaš. Der Breitengradfehler der MM-Karte ist mir ja bekannt aber trotzdem stimmen die Entfernungen irgendwie nicht
und das Rätsel um die Pisten kann ich mit dieser Karte auch nich lösent. Schließlich bemerke ich, daß die Karte noch einen
weiteren Fehler hat: der Entfernungsbalken beginnt bei 1 anstatt bei 0 - greift man wie gewohnt 5 km ab hat man nur 4 km.
Diese Idioten! Die Darstellung der Topographie ist sehr gut, aber sonst weiß man nicht wo bei dieser Karte sonst noch
geschlampt wurde! Identifiziere schließlich meinen See als die Leggjabrjótstjarnir - ich befinde mich also trotz allem an
der östlichen Piste.
Nach dem Abendessen Photospaziergang. Der Eiríksjökull zeigt sich von seiner Schokoladenseite und ist,
bis auf einen dekorativen Wolkengürtel auf halber Höhe, endlich wolkenfrei. Zurück zum Zelt und bis 22:30 Uhr an den
Aufzeichnungen. Vielleicht hören die Regenpfeifer endlich mit ihrem Geflöte auf - aber das gehört schließlich genauso
zum Hochland, wie der ewige Wind.
Zufrieden mit meiner Entscheidung gehe ich also weiter in Richtung GPS-Wegpunkt "PISTE". Diese stellt sich dann auch als
ziemlich üble Fahrspur heraus. Einen guten Kilometer weiter westlich kriecht ein Landrover im Schritttempo nach Norden.
Stimmt - der Karte nach müßte er auf der Hauptpiste unterwegs sein. Als ich diese erreicht habe ist der Landrover noch
immer nicht aus dem Blickfeld verschwunden. Ich schwenke auf die Piste ein und gehe nun zügig nach Südwest. Es ist 15:00 Uhr
als ich zu einem
Behelfsflugfeld und einem Wegweiser komme. Nanu, der Landeplatz sollte sich der Karte nach doch an der östlichen Piste
befinden. Wie auch immer es sich verhält, ich werde den nächsten günstigen Platz zum Zelten annehmen. Klingt einfach, aber
das bedeutet: vegetationsbedeckt und eben. Und das ist im Land der Žúfur eigentlich unvereinbar. Zudem brauche ich
Trinkwasser in der Nähe und außerdem mich verlangt dringend nach einem Bad.
Dann westlich der Piste eine steile Talung welche in einen See mündet. Ich steige hinunter und finde schließlich ein
schönes Plätzchen für das Zelt. Am Nachmittag ist es sonnig geworden, wengleich der Wind immer noch heftig aus Nordost bläst.
Zelt und Schlafsack können nun trocknen und auslüften. Ich hole mir Wasser aus einem Bachgumpen der immerhin tief genug ist
um mit einer Liegestütze darin einzutauchen. Durch die Sonne ist die Wassertemperatur ganz erträglich. Das tut gut! Zurück
am Zelt stelle ich die Lüfter richtig ein und mache ein Nickerchen