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8. Tag; Hrafnkelsdalur - Fiskidalur

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Copyright © Dieter Graser

Sonntag, 8. August 1998

Es ist 6:00 Uhr. Am Himmel ziehen tiefe aber lockere Wolken, schnell von Südosten her quer über das Tal. Aufbruch um 8:00 Uhr. Heute muß ich erst mal das ganze Hrafnkelsdalur bis nach Brú, wo es in das Jökulsdalur mündet hinauslaufen. Ein Hatsch von 16 km. Die erste Abwechslung kommt aber schon kurz vor dem Hof Aðalból mit einer breiten, knietiefen und erfrischende Furt durch den Fluß.

Natürlich bin ich neugierig auf den Hof, schließlich befinde ich mich auf dem literarischem Boden der "Hrafnkels Saga Freyrgoða" - der Saga von Hrafnkel dem Freysgoden. Die Saga ist vor etwa 700 Jahren aufgeschrieben worden und die Handlung soll sich vor etwa 1000 Jahren zugetragen haben. Wo genau der alte Hof der Saga lag, weiß man nicht. Aber der Hofname und die Ortsnamen haben sich erhalten. Das Wohngebäude von Aðalból ist in Anbetracht seiner literarischen Bedeutung ernüchternd belanglos. Es wird gerade ausgebessert. Vielleicht, weil es nach 700 Jahren wieder zu literarischen Ehren gekommen ist (siehe Poul Vad: Islandreise)? Ich zähle insgesamt 11 pietätlose Schrottautos und etliches an landwirtschaftlichen Gerät auf der Hauswiese - man möchte wieder ein bißchen verzweifeln.

Gleich hinter dem Hof treffe ich den Jenbacher wieder, der wohl gerade erst aus seinem Zelt gekrochen ist. Er erzählt, daß der Hofhund die ganze Nacht um sein Zelt geschlichen ist - der hat wohl den Speck gerochen! Wir verabschieden uns erneut und ich vermute, daß wir uns spätestens an meinem Tagesziel, an der Fiská, wieder treffen werden. Weiter das Tal hinaus. Beobachte wie ein Falke Aufruhr in eine Schar Graugänse bringt. Der Wind ist unangenehm kalt geworden und reißt Staubfahnen aus den Erosionstufen der räudigen Hänge. Sehr viele Schafe - wie üblich im Dreierpack. Vorbei am Hof Vaðbrekka. Am Wohnhaus schaut neugierig ein Kind durch die Vorhänge. Weiter auf der Straße, immer nach Norden, talauswärts. Die Wolken sind jetzt dick und grau und immer wieder, entweder talauf oder talab, ziehen Regenschauer durch. Ein Wunder, daß ich bis jetzt nicht naß geworden bin. Gegen 12:30 Uhr erreiche ich das Tal der Jökulsá á Brú und auch eben auch diese Brücke über den wilden Gletscherfluß. Direkt neben der Brücke eine alte verrottete Seilbahn. Auf der anderen Flußseite der Hof gleichen Namens und die Tankstelle von Brú. Dem Bauern von Brú gehört angeblich alles Land von hier bis zur Jökulsá á Fjöllum und bis zum Vatnajökull im Süden. Er soll der drittgrößte Landbesitzer in Island sein. Nun gut - aber in ein paar Jahren ist sein Hof in einem Stausee verschwunden, aber dann er vielleicht der reichste, ehemalige Bauer von Island sein. Mittagsrast im Windschatten vor der Brücke.

Seilbahn

Nach Brú geht es nach Westen den Hang hinauf. Ein Wegweiser bezeichnet die Abzweigung zu der Piste zur Askja und zu den Kverkfjöll. Mit jedem Zehnermeter Höhengewinn weicht die Vegetation wieder mehr zurück und ich bin wieder im Hochland. Ich schaue noch ins Tal zurück, ob denn nicht bald der Jenabacher folgt. Der Wind in der Höhe ist stark und kalt, aber er schiebt mich von hinten an. Bin eh gut in Form und bis in das Fiskidalur, einem flachen Hochtal mit etwas Vegetation wenn man der grünen Signatur in der Karte trauen kann, ist es nicht mehr weit. Trotz der langen Strecke heute keine Durchbeißerei auf den letzten Kilometern. Relativ viel Autoverkehr auf der Piste. Etwa alle 10 Minuten ein Fahrzeug. Langsamer Abstieg ins Fiskidalur. Am Bach, nahe der Furt, baue ich mein Zelt auf. Es ist 16:00 Uhr bis alles eingeräumt ist.

Mache ein Nickerchen. Frühes Abendessen um 17:30 Uhr. Draußen Stimmen. Auf der anderen Bachseite bauen drei Burschen ihr Zelt auf. Etwas später besuche ich sie und stelle fest, daß der Jenbacher inzwischen auch schon eingetroffen ist. "Heit is ma gar net guat ganga ...". Die drei Jungs sind in England lebende Südafrikaner. Sie sind haben recht ungenaue Vorstellungen wo sie noch hinwollen. Askja oder Nýidalur? Sie haben seit Brú gerade mal die ersten Hochlandkilometer gemacht und sind recht beeindruckt.


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9. Tag Fiskidalur - Kreppa