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3. Tag; Fimmvöršuháls - Žórsmörk

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Copyright © Dieter Graser

Sonntag, 28. Juli 1996


Wieder gegen 4:00 Uhr aufgewacht. Der etwa 12jährige Junge neben mir braucht im Schlaf scheinbar einen Aktionsradius von je einem Meter - anstrengend. Um 7:00 Uhr bemerke ich, daß Josef, der Führer der Gruppe, der auf dem Boden geschlafen hat auch schon auf ist. Also nichts wie raus aus der Koje. Draußen scheint die Sonne und drinnen sägen die Wikinger um die Wette.

Das Wetter ist nicht ganz so gut wie es beim Blick aus dem Fenster den Anschein hatte. Die Wolken sind bis knapp unterhalb der Hütte gestiegen. Es ist noch sonnig aber von Süden her schiebt sich eine hohe Wolkendecke heran. Ich frühstücke ausgiebig aber schnell und befürchte im Hüttenchaos irgendetwas zu vergessen. Tausche mit Josef die E-Mail Adressen und bekomme noch von seinem GPS die Koordinaten der Hraftinnusker Hütte. Zahle noch mein Übernachtungsgeld von 1000 Kronen in die Hüttenkasse. Dann schaue ich, daß ich einen kleinen Vorsprung vor der Gruppe bekomme die sich langsam fertigmacht.

Nebel beim Gang über die Firnfelder nördlich der Hütte. Finde aber sicher die Markierungen des Weges. Immmer mal wieder kommt die Sonne kurz durch. Der Südwind nimmt zu. Am Ende der Hochebene erleichtert das Schneefeld der Brattafönn den Abstieg und ich kann mal eben etliche Höhenmeter abrutschen. Erster Gegenverkehr von Frühaufstehern die von der Þórsmörk heraufkommen. Am Heljarkambur (Höllengrat) wird die Sache etwas luftiger und ein Durchschlupf unter einem Steinbogen läßt einen den Rucksack verfluchen. Die Seilversicherung hat wohl eher symbolischen Charakter. Im westlichen Hang ist eine Umgehung dieser Stelle möglich, aber es war immerhin eine nette Abwechslung. Der Heljarkambur führt hinüber auf das eigenartige Plateau der Mórinsheiði. Von dort aus kann ich beobachten, wie meine Hüttengenossen sich durch das Nadelöhr zwängen. An der Stelle wo der Weg das Plateau verläßt deponiere ich meinen Rucksack und gehe noch zur östlichen und zur nördlichen Abbruchkante. Der Blick hinüber zum Mýrdalsjökull, hinab in die moosbewachsenen Schluchten von Goðaland und in die Þórsmörk ist phantastisch und lohnt den Abstecher. Auf dem Rückweg wieder Begegnung mit Josef und seiner Gruppe. "Ha, you know where it is good!" lacht er und klopft mir auf die Schulter.

gifs/img203.jpg
(64 KB)Mórinsheiði

Inzwischen hat sich der Südwind zu einem mittleren Föhnsturm ausgewachsen, der vom Fimmvörðurháls herunterkachelt. Oben steht die Föhnmauer, über der Þórsmörk die erste Welle und weitere folgen im Westen. Der Abstieg dann weiter über den Kattahryggur (Katzenbuckel) zur Schlucht Strákagil ins Tal zur Hütte nach Básar. Auf dem Weg dorthin viele Wanderer und Tagesausflügler. In Básar gibt es eine weitläufiges Campinggelände mit vielen Birken, aber leider auch zu vielen Autos. Ich folge der Schotterstraße nach Westen. Der Weg zur Fußgängerbrücke über die Krossá zieht sich in die Länge. Auf der anderen Flußseite liegt mein Ziel die Hütte von Langidalur. In keiner Furt Islands sind wohl mehr Autos abgesoffen wie in dieser hier vor der Hütte. Ich kann einen Kilomerter weiter dann die Fußgängerbrücke benutzen. Am steilen Hang entlang dann wieder zurück zur fast idyllisch gelegenen Hütte. Es ist 14:00 Uhr - 5 Stunden also für den Abstieg.

Mein Packsack mit Zelt, Kocher und Vorräten erwartet mich und ich suche mir einen schönen Platz für mein zweites "Zuhause". Ich habe Auswahl wie man sie sich nur wünschen kann. Die Furt hält die allermeisten motorisierten Camper auf der anderen Seite des Flusses. Hier sind nur 3 oder 4 Zelte. Kaum steht mein Zelt, beginnt es leicht zu regnen. Die richtige Musik für ein Nachmittagsschläfchen. Danach bei Kaffee und Schokolade Aufzeichnungen nachgeholt. Kleiner Test, das GPS funktioniert auch im Zelt! Zum Abendessen dann Boeuf Stroganoff "die Ganze". In der Hütte dann noch in alten Ausgaben der FÍ-Jahrbüchern geblättert. Draußen ist alles grau in grau - Nieselregen. Zurück ins Zelt und um 22:00 in den Schlafsack. Ich habe immer noch etwas Nachholbedarf.


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4. Tag: Žórsmörk