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Wieder gegen 4:00 Uhr aufgewacht. Der etwa 12jährige Junge neben mir braucht im Schlaf
scheinbar einen Aktionsradius von je einem Meter - anstrengend. Um 7:00 Uhr bemerke ich, daß
Josef, der Führer der Gruppe, der auf dem Boden geschlafen hat auch schon auf ist. Also nichts
wie raus aus der Koje. Draußen scheint die Sonne und drinnen sägen die Wikinger um die
Wette. Das Wetter ist nicht ganz so gut wie es beim Blick aus dem Fenster den Anschein hatte. Die
Wolken sind bis knapp unterhalb der Hütte gestiegen. Es ist noch sonnig aber von Süden
her schiebt sich eine hohe Wolkendecke heran. Ich frühstücke ausgiebig aber schnell und
befürchte im Hüttenchaos irgendetwas zu vergessen. Tausche mit Josef die E-Mail Adressen
und bekomme noch von seinem GPS die Koordinaten der Hraftinnusker Hütte. Zahle noch mein
Übernachtungsgeld von 1000 Kronen in die Hüttenkasse. Dann schaue ich, daß ich
einen kleinen Vorsprung vor der Gruppe bekomme die sich langsam fertigmacht. Nebel beim Gang über die Firnfelder nördlich der Hütte. Finde aber sicher die
Markierungen des Weges. Immmer mal wieder kommt die Sonne kurz durch. Der Südwind nimmt
zu. Am Ende der Hochebene erleichtert das Schneefeld der Brattafönn den Abstieg und ich kann
mal eben etliche Höhenmeter abrutschen. Erster Gegenverkehr von Frühaufstehern die von
der Þórsmörk heraufkommen. Am Heljarkambur (Höllengrat) wird die Sache
etwas luftiger und ein Durchschlupf unter einem Steinbogen läßt einen den Rucksack
verfluchen. Die Seilversicherung hat wohl eher symbolischen Charakter. Im westlichen Hang ist eine
Umgehung dieser Stelle möglich, aber es war immerhin eine nette Abwechslung. Der
Heljarkambur führt hinüber auf das eigenartige Plateau der Mórinsheiði.
Von dort aus kann ich beobachten, wie meine Hüttengenossen sich durch das Nadelöhr
zwängen. An der Stelle wo der Weg das Plateau verläßt deponiere ich meinen Rucksack
und gehe noch zur östlichen und zur nördlichen Abbruchkante. Der Blick hinüber zum
Mýrdalsjökull, hinab in die moosbewachsenen Schluchten von Goðaland und in
die Þórsmörk ist phantastisch und lohnt den Abstecher. Auf dem Rückweg
wieder Begegnung mit Josef und seiner Gruppe. "Ha, you know where it is good!" lacht er und klopft mir
auf die Schulter. Inzwischen hat sich der Südwind zu einem mittleren Föhnsturm ausgewachsen, der vom
Fimmvörðurháls herunterkachelt. Oben steht die Föhnmauer, über der
Þórsmörk die erste Welle und weitere folgen im Westen. Der Abstieg dann weiter
über den Kattahryggur (Katzenbuckel) zur Schlucht Strákagil ins Tal zur Hütte nach
Básar. Auf dem Weg dorthin viele Wanderer und Tagesausflügler. In Básar gibt es
eine weitläufiges Campinggelände mit vielen Birken, aber leider auch zu vielen Autos. Ich
folge der Schotterstraße nach Westen. Der Weg zur Fußgängerbrücke über
die Krossá zieht sich in die Länge. Auf der anderen Flußseite liegt mein Ziel die
Hütte von Langidalur. In keiner Furt Islands sind wohl mehr Autos abgesoffen wie in dieser hier vor
der Hütte. Ich kann einen Kilomerter weiter dann die Fußgängerbrücke benutzen.
Am steilen Hang entlang dann wieder zurück zur fast idyllisch gelegenen Hütte. Es ist 14:00
Uhr - 5 Stunden also für den Abstieg. Mein Packsack mit Zelt, Kocher und Vorräten erwartet mich und ich suche mir einen
schönen Platz für mein zweites "Zuhause". Ich habe Auswahl wie man sie sich nur
wünschen kann. Die Furt hält die allermeisten motorisierten Camper auf der anderen Seite
des Flusses. Hier sind nur 3 oder 4 Zelte. Kaum steht mein Zelt, beginnt es leicht zu regnen. Die
richtige Musik für ein Nachmittagsschläfchen. Danach bei Kaffee und Schokolade
Aufzeichnungen nachgeholt. Kleiner Test, das GPS funktioniert auch im Zelt! Zum Abendessen dann
Boeuf Stroganoff "die Ganze". In der Hütte dann noch in alten Ausgaben der
FÍ-Jahrbüchern geblättert. Draußen ist alles grau in grau - Nieselregen.
Zurück ins Zelt und um 22:00 in den Schlafsack. Ich habe immer noch etwas Nachholbedarf.
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4. Tag: Žórsmörk