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In der Nacht wehte immer ein leichter Wind. Morgens kein Tau und kein Kondens am Zelt. Es ist bewölkt und der Wind kommt
aus Ost. Im Süden, Richtung Žingvellir hängen weißliche Regenschleier. Frühstücke mein Müsli mit frischen Heidelbeeren! Aufbruch
um 8:10 Uhr. Wie befürchtet fängt es nach einer halbern Stunde an zu nieseln. Gehe den langgestreckten Höhenzug des
Tindaskagi entlang nach Nordosten. Der breite, flache, alte Schildvulkan Skjaldbreišur stößt mit seinen Ausläufern an die
Bergkette und zwingt die Piste zu einem langen, sanften Anstieg.
Dann wieder den Rucksack geschultert und weiter der Piste nach. Meine Gehmoral ist schlecht. Die Füße schmerzen und
der Rucksack drückt. Auf dem Weg zum nächsten Bergrücken muß ich durch Schleppen gelblichen Staubes, die der kräftige
Nordwind vom Boden reißt. Am Skrišahnúkur mache ich Mittagsrast mit Tee und Müsliriegel. Unter einer windgeschützen
Hangstufe flätze ich mich auf eine Polster von Heide und Moos und halte ein Nickerchen bis mich die erste
Fahrzeugbegegnung des Tages weckt. Um 13:00 Uhr breche ich erfrischt wieder auf. Die Pause hat Beinen und Füßen gut getan
und das Tief des Vormittages ist überwunden. Das Gehen macht wieder Spaß und ich komme gut voran. Von einer Anhöhe aus
habe ich nun einen schönen Blick auf Hlöšufell. Ein alter Vulkan aus der Eiszeit, von seiner Entstehung und Form ähnlich
dem Heršubreiš, ragt klotzig 700 Meter hoch aus der kargen Lavaebene. Die Hütte am Fuße des Berges ist schon von
Weitem zu erkennen. Den letzten Bogen der Piste nach Südosten erspare ich mir und kürze geradlinig und weglos zur Hütte
ab, die ich um 15:00 Uhr erreiche.
Skjaldberg
Am Nordende der Bergkette biegt die Piste nach Osten ab. Etwa 500 m von der Piste entfernt liegt die private Hütte
Skjaldberg. Ich schaue mir die Hütte näher an und finde sie verschlossen. Das Nieseln hat längst aufgehört so bietet
die Hütte einen willkommener Anlaß den Rucksack abzusetzen und eine Pause einzulegen. Im Fenster der Hütte hängt ein Zettel
bei wem man die Hütte buchen und den Schlüssel bekommen kann. Vergesse leider ihn abzufotografieren. Aufallend üppige
Vegetation rund um die Hütte. Hier ist wohl für Pferde der einzige Weideplatz in der weiteren Umgebung, darum hat man
dann wohl an diesem Rastplatz diese Hütte gebaut. Im Süden bildet eine rauh gezackte Bergkette eine weite, eindruckvolle
Bucht.
Hlöšufell
Zwei isländische Familien haben dort ihre Pause gemacht und fahren eben mit ihren Geländewagen ab. Ich richte mich, so gut
es geht in der Hütte ein und putze erst einmal den klebrigen Tisch mit einem feuchten Tempotaschentuch. Wasser gibt es
an dieser Hütte nicht. Allenfalls im Frühsommer, wenn oben auf den Berg noch Schnee liegt, führen die steilen Rinnen an
seinen Flanken noch so viel Schmelzwasser, daß dieses seinen Fuß erreicht bevor es im Hangschutt versickert. In einer
alten Blechtonne unter der Dachtraufe des Pferdestalles, schwappt etwas abgestandenes Wasser in dem tote Fliegen
schwimmen - nein Danke. Ich habe noch etwa 2 l Wasser. Das muß für das Abendessen, das Frühstück und für eine
Thermoskanne Tee für den Weg morgen reichen. Üppig ist das nicht. Mir ist kalt und ich ziehe mich für das Erste in den
Schlafsack zurück. Um 18:00 Uhr koche ich mir einen Linseneintopf zum Abendessen. Danach ein Verdauungsspaziergang zum
Heidelbeeren suchen. Die Ausbeute ist deutlich magerer als gestern. Viele der Beeren sind hier auch noch nicht reif.
Sonnenuntergang
Der Wind hat auf Nord gewechselt und pfeift gehörig um die Hüttenecken. Um 21:15 Uhr bricht die untergehende Sonne durch
eine Wolkenlücke im Westen und beschert mir noch einen schönen Sonnenuntergang. Beende die Aufzeichnungen des Tages am
Hüttentisch schon mit Unterstützung meiner Kerzenlaterne. Werde jetzt ins Bett gehen (21:50 Uhr).